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Tab. 1: Spätdaten der Klappergrasmücke in Brandenburg und Berlin . Late dates for the Lesser Whitethroat in Brandenburg und Berlin .
Datum
17.11.1980
07.11.1990
01.12.1990
21.11.1993
01.11.2002
15.11.2002 22.11.2006
Ort
Friedrichsthal/ UM
Ruhlsdorf/ PM
Berlin- Wannsee
stellungen. Die bisher früheste Klappergrasmücke wurde am 16.03.2002 registriert. Im Herbst konnten in einzelnen Jahren die letzten Artvertreter noch in der ersten Oktoberhälfte beobachtet werden, spätestens am 15.10.1994( ABBO 2001). Davon erkennbar abgesetzt gibt es bisher sieben Spätdaten von Einzelvögeln im November/ Anfang Dezember( Tab. 1). Bei der hier beschriebenen Beobachtung handelt es sich somit um den ersten Nachweis einer Klappergrasmücke im Hochwinter in Brandenburg und Berlin .
Der Witterungsverlauf im Januar 2021 entsprach weitgehend den langjährigen Durchschnittswerten. Am Tag der Erstbeobachtung war es typisch winterlich mit einer Neuschneedecke, Nachtfrost und Tagestemperaturen um den Gefrierpunkt. Das Minimum der Nachttemperaturen erreichte während der Anwesenheit der Klappergrasmücke-10° C am 01. Februar. Diese Extreme für einen„ Sommervogel" waren der Grasmücke jedoch nicht anzumerken. Sie hüpfte munter im Schnee umher und verscheuchte Blaumeisen vom Futterplatz. Die Klappergrasmücke verschwand vor der ab dem 06. Februar einsetzenden längeren Kälteperiode mit Dauerfrost und ist offenbar vor diesem herannahenden Witterungsereignis abgezogen.
Bei Spätdaten der Klappergrasmücke wird gegenwärtig oft vermutet, dass es sich um die in Mittel- und Ostsibirien verbreitete Unterart S. c. blythi handeln könnte. Eine eindeutige Zuordnung zu diesem Taxon ist nach bisherigem Kenntnisstand jedoch nur durch eine DNA- Analyse möglich. Beispielsweise konnten im Herbst 2019 drei auf Helgoland gefangene Vögel mit Merkmalen„ Östlicher Klappergrasmücken" durch eine DNA- Untersuchung einem Taxon zugeordnet werden. Bei zwei Vögeln bestätigte sich eine Zugehörigkeit zur östlichen Unterart S. c. blythi, der dritte Vogel gehörte zur Nominatform( DIERSCHKE
Quelle
DITTBERNER 1996
Otis 29( 2022)
R. STAMM in STIX 1994
STIX 1994
M. FIDDICKE in ABBO 2001
K. LÜDDECKE in BOA 2003
W. DITTBERNER in Haupt et al. 2004 C.& P. PAKULL in BOA 2007
et al. 2020). Auch die Klappergrasmücke in Senften berg belegt, dass nicht jedes im Winter festgestellte Individuum eine fernöstliche Herkunft hat. Unser Vogel gehörte nach der DNA- Analyse zur heimischen Unterart. Das ist durchaus bemerkenswert, handelte es sich doch bei etwa 30 in Nordwesteuropa beprobten Wintervögeln um den einzigen und somit ersten Fall( P. de Knijff, pers. Mitt.).
Danksagung
Wir danken besonders P. de Knijff für die Bemühungen zur genetischen Untersuchung der Federprobe. R. Beschow danken wir für die kritische Durchsicht des Manuskriptes.
Literatur
ABBO( Arbeitsgemeinschaft Berlin - Brandenburgischer Ornithologen)( 2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Rangsdorf .
BOA( Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft) ( 2003): Berliner Beobachtungsbericht für das 2. Halbjahr 2002. Berl. Ornithol. Ber. 13: 195–238. BOA( Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft) ( 2007): Berliner Beobachtungsbericht für 2006. Berl. Ornithol. Ber. 17: 76-118.
DIERSCHKE, J., V. DIERSCHKE& F. STÜHMER( 2020): Ornithologischer Jahresbericht 2019 für Helgoland . Ornithol. Jber. Helgoland 30: 1-97.
DITTBERNER, W.( 1996): Die Vogelwelt der Uckermark . Galenbeck.
HAUPT, H., W. MÄDLOW& U. TAMMLER( 2004): Avifaunistischer Jahresbericht für Brandenburg und Berlin 2002. Otis 12: 1-46.
OLSSON, U., P. J. LEADER, G. J. CAREY, A. A. KHAN, L. SVENSSON & P. ALSTRÖM( 2013): New insights into the intricate taxonomy and phylogeny of the Silvia curruca complex. Molecular Phylogenetics and Evolution 67: 72-85. SHIRIHAI, H. & L. SVENSSON ( 2018): Handbook of Western Palearctic Birds. Volume 1, Passerines: Larks to Phylloscopus Warblers. London .
STIX, E.( 1994): Zwei Spätherbstbeobachtungen der Klappergrasmücke( Sylvia curruca). Berl. Ornithol. Ber. 4: 40-41.