Heft 
(2022) 29
Seite
131
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Bemerkenswerte Ringfunde aus Brandenburg Tobias Dürr, Andrè Kabus& Hartmut Haupt Otis 29(2022): 131 –137 Ringfundmitteilung der Beringungszentrale Hiddensee Nr. 04/2022 D ürr , T., A. K abus & H. H aupt (2022): Bemerkenswerte Ringfunde aus Brandenburg. Otis 29: 131–137. Es werden interessante Ringfunde von Flussregenpfeifer, Blessralle, Weißstorch, Graureiher, Sil­berreiher, Fischadler, Schell-/Schreiadler-Hybrid, Raufußbussard, Schleiereule, Eisvogel, Grün­specht, Schilfrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Rohrschwirl und Wasseramsel mit Bezug zu Bran­denburg vorgestellt. Dazu werden unterschiedliche Gesichtspunkte in kurzer Form interpretiert. D ürr , T., A. K abus & H. H aupt (2022): Noteworthy ring recoveries in Brandenburg. Otis 29: 131–137. Different ring finds of particular interest for Brandenburg are presented and briefly interpreted: Little Ringed Plover, Eurasian Coot, White Stork, Grey Heron, Great Egret, Osprey, Greater Spot­ted/Lesser Spotted Eagle hybrid, Rough-Legged Buzzard, Barn Owl, Common Kingfisher, Green Woodpecker, Sedge Warbler, Marsh Warbler, Savis Warbler and White-throated Dipper. Tobias Dürr, Schillerstraße 19b, 14656 Brieselang, E-Mail: fledermausduerr@gmx.de Andrè Kabus, Semmelweisstraße 45, 14712 Rathenow, E-Mail: andre.kabus@arcor.de Hartmut Haupt, Hannemannei 8, 15848 Beeskow, E-Mail: hartmuthaupt@gmx.de 1 Einleitung Im Folgenden wollen wir erneut einige bemerkens­werte Ringfunde aus den Archiven der Beringer und Beringungszentralen mit Bezug zu Branden­burg kommentieren, die überwiegend durch Berin­gungsprojekte erzielt wurden. Die Darstellung dieser Einzelfunde greift keineswegs einer komplexen Aus­wertung des jeweiligen Gesamtmaterials voraus, sondern soll interessante und spannende Einblicke aus dem Leben einzelner Vogelindividuen vermit­teln. Erst durch die Markierung und den späteren Wiederfang oder die Ablesung der Ringinschrift bzw. eines Farbcodes werden zumindest Teile im Lebens­lauf der Vögel sichtbar, z. B. hinsichtlich besonderer Zugleistungen, zum Alter, zum Winteraufenthalt und zur Herkunft von Gastvögeln. Daher möge der klei­ne Beitrag auch Anregung für Nicht-Beringer sein, Markierungen nach Möglichkeit abzulesen und der zuständigen Beringungszentrale mitzuteilen. 2 Ringfunde Flussregenpfeifer Charadrius dubius Hiddensee OB 55010 Seit dem Frühjahr 2009 untersucht S. Lüdtke mit einem Beringungsprogramm das Zug- und Rastver­halten von Zwergschnepfen Lymnocryptes minimus und Bekassinen Gallinago gallinago in der Nordost­Uckermark, in dessen Rahmen immer wieder ande­re Limikolenarten gefangen und beringt wurden. So gelang ihm am 29.03.2016 bei Golm am schlammig­grasigen Rand eines Wiesentümpels der Fang eines Flussregenpfeifers, der mit dem oben genannten Ring markiert wurde. Dieser Vogel wurde nach et­was weniger als fünfeinhalb Jahren, am 19.08.2021, durch die israelische Beringungszentrale kontrol­liert. Der Ort des Wiederfangs liegt in den Fischtei­chen nahe HaMaapil(ca. 36 km nordöstlich von Tel Aviv). Die Entfernung zum Beringungsort beträgt 2.830 km in südöstlicher Richtung. Es gibt bis heute nur einen weiteren Fernfund ei­nes in Ostdeutschland beringten Flussregenpfeifers außerhalb von Europa aus dem Sudan( H einicke & K öppen 2013). Eine Nachfrage bei der Beringungs­zentrale Hiddensee ergab keine weiteren Fernfun­de außerhalb von Europa. Damit ist dies der bisher am weitesten in östliche Richtung durch Beringung nachgewiesene Flussregenpfeifer Ostdeutschlands. Bisherige Ringfunde zeigen eine grobe Zugschei­de von S-Norwegen über W-Schweden,W-Dänemark und NW-Deutschland. Westlich davon beheimate­te Flussregenpfeifer ziehen vorrangig über W- und SW-Europa in Winterquartiere nach W-Afrika. Die