134 Otis 29(2022) Glück im Unglück und fand zumindest sein zeitweiliges Ruheziel auf den Azoren, die eigentlich dafür bekannt sind, dass hier nach starken Weststürmen in Amerika beheimatete Vögel erscheinen, die die europäische Artenliste bereichern. Silberreiher Ardea alba Budapest 530377+ roter Farbring L 71 Die bei uns zur Zugzeit und im Winter erscheinenden Silberreiher kommen nach bisherigen Ringfunden aus einem breiten östlichen Bereich, der vom Baltikum über Polen, Belarus, der Ukraine bis nach Ungarn reicht( B airlein et al. 2014). Deutlich überwiegend handelt es sich dabei um Jungvögel. Dass aber auch ältere Silberreiher weiterhin bei uns den Winter verbringen können, belegt ein am 08.06.2013 als Nestling in Ungarn gekennzeichneter Vogel. Er konnte immerhin in seinem neunten Lebensjahr am 09.01.2022 an der Spree in Beeskow/Landkreis Oder-Spree, 648 km nordnordwestlich vom Beringungsort entfernt, abgelesen werden. Fischadler Pandion haliaetus Hiddensee BA 8290+ roter Farbring JO Fischadler erreichen in vielen Fällen ein hohes Alter und werden durchaus über 10 Jahre alt. Der älteste Fischadler von über 11.000 beringten Artvertretern, die der Auswertung im„Atlas des Vogelzugs“( B air lein et al. 2014) zugrunde lagen, wurde 19 Jahre alt. Am 01.07.1997 kennzeichnete P. Sömmer den oben genannten Fischadler als Nestling bei Spreenhagen/ Landkreis Oder-Spree. Erstmals im Jahr 2000 gelang S. Herold die Ablesung bei Ruhland/Landkreis Oberspreewald-Lausitz, wobei sich der Vogel als Weibchen entpuppte und einen Brutplatz 100 km südlich vom Beringungsort bezogen hatte.Auch in den Jahren 2004 und 2008 gelangen Ablesungen an diesem Ort zur Brutzeit. Offenbar wurde dann lange Zeit nicht mehr nach dem Vogel gesucht,bis er in den Jahren 2020 und 2021 wieder als Brutvogel bei Kroppen/Landkreis Oberspreewald-Lausitz, das nur 10 km vom ersten Ansiedlungsort liegt, von U. Kirchhoff und P. Wähner abgelesen werden konnte. Bei der letzten Feststellung befand er sich im nunmehr 24. Lebensjahr, in dem er immer noch erfolgreich Jungvögel aufzog. Im Jahr 2022 hielten die genannten Ableser leider vergeblich nach dem Fischadler-Weibchen Ausschau, das nun sehr wahrscheinlich sein Lebensende gefunden hat. Hybrid Schell- x Schreiadler Aquila clanga x pomarina Gdansk BN 5588+ Sender H 23 Für Überraschung sorgte die Meldung eines als „beringter Adler“ angesprochenen Windkraftopfers durch einen Landwirt im Windpark Kötzlin/ Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Der Vogel, der dort am 06.09.2021 gefunden wurde, war am Tag zuvor offenbar bei seinem Suchflug über einer gerade landwirtschaftlich bearbeiteten Fläche mit einer Windenergieanlage kollidiert und tödlich verunglückt. Er entpuppte sich als ein Hybrid aus der Brut eines Schelladlers mit einem Hybrid Schell- x Schreiadler. Er war als Nestling im Juli 2019 von Prof.G.Maciorowski in der Biebrza-Niederung bei Wrocen Monki/Bialystok(Nordostpolen) beringt und besendert worden. Zum frühenTodeszeitpunkt, im drittten Kalenderjahr, befand er sich 708 km westlich seines Geburtsortes. Leider verunglücken an Windturbinen gelegentlich auch in unserer Region sehr seltene Arten, wie dieses Beispiel und auch der Fund eines Steinadlers (Aquila chrysaetos) unter einem Windrad in MecklenburgVorpommern, nur wenige Kilometer von der Grenze zur brandenburgischen Uckermark entfernt, zeigen. Interessant ist in faunistischer Hinsicht wie auch im Zusammenhang mit der Bestimmungsproblematik, dass es sich bei nunmehr 15 Nachweisen vom Schelladler oder von Hybriden Schell- x Schreiadler in Brandenburg und Berlin bei einem Drittel der Feststellungen sicher belegt um Hybridvögel handelte. Raufußbussard Buteo lagopus Hiddensee EA 194952 In unserer Region überwinternde Raufußbussarde kommen nach den wenigen Ringfunden fast ausschließlich aus Brutgebieten in Norwegen und Schweden( B airlein et al. 2014).Auffallend sind starke Häufigkeitsschwankungen der Winterbestände, die einerseits ihre Ursache in der Verfügbarkeit von Mäusen zur Ernährung haben, andererseits auch mit stark schwankenden Reproduktionsergebnissen erklärt werden können.Durch einzelne Wiederfunde konnte der Nachweis von Winterortstreue erbracht werden, wobei der älteste Vogel lediglich nach drei Jahren und zehn Monaten erneut festgestellt wurde ( B airlein et al. 2014). Ein weiteres Beispiel für die sehr hohe Winterortstreue zeigt der hier erwähnte Ringvogel. Am 23.01.2014 gelang I. Wandrey der
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(2022) 29
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