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genetische Untersuchungen über das europäische Verbreitungsgebiet, dass es keine klare Differenzierung, sondern anhaltenden Genfluss durch die samte Population gibt. Der Schreiadler ist demnach nicht nur aus evolutionärer Sicht, sondern auch aus der Sicht des Schutzes als eine Einheit anzusehen ( VÄLI et al. 2022). Dies ist z. B. wichtig für das Jungvogelmanagement, bei dem auf der Basis vergleichbarer früherer Arbeiten- auch Vögel aus Lettland und Polen in Brandenburg ausgewildert wurden.
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Im Druck ist eine Arbeit zu den Konflikten, die der weitere Ausbau der Windkraftnutzung für den Schreiadler bringen würde. Anlass ist der Tod des Schreiadlers mit dem Kennring„ BB" an einer Windkraftanlage fast auf den Tag genau zur Herausgabe des neuen Bundesnaturschutzgesetzes und weiterer Gesetze zur Beschleunigung des Windkraftausbaus. Die Wiederanhebung der derzeit desolaten Reproduktion ist demnach wichtig, aber wenn nur ein Achtel der ausgeflogenen Jungvögel nach vier bis fünf Jahren die Reproduktionsreife erlangen würde( MEYBURG& MEYBURG, in Vorb.), wird deutlich, dass eine Senkung der Sterblichkeit bei den dann besonders wichtigen Altvögeln ein viel stärkerer Hebel wäre als die Steigerung der Reproduktion. Für jeden zusätzlich umkommenden( z. B. kollidierenden) Altvogel müssten acht Jungvögel zusätzlich flügge werden, was aus der natürlichen Reproduktion heraus
Otis 29( 2022)
nicht realisierbar ist. Zahlreiche Schlussfolgerungen für Konfliktlösungen und das derzeit im Aufbau befindliche Artenhilfsprogramm Schreiadler( vgl. oben) werden abgeleitet( LANGGEMACH 2022).
Aus dem Havelländischen Großtrappengebiet wurden dreißigjährige Untersuchungen von Schleiereulengewöllen ausgewertet. Sie zeigen eine zunehmende Vielfalt an Kleinsäugern im SPA „ Havelländisches Luch“ seit dem Beginn der Extensivierung, die sich auf die Vielzahl von Schutzmaßnahmen zugunsten der Ziel- und Schirmart Großtrappe zurückführen lassen( KATH et al., im Druck). Die Untersuchungen stehen im Einklang mit den Trends bei anderen Artengruppen, die für einen allgemeinen Diversitätszuwachs sprechen. Dies betrifft auch die Brutvögel, wie noch unveröffentlichte Brutvogelkartierungen des Fördervereins Großtrappenschutz in den Belziger Landschaftswiesen und im Havelländischen Luch zeigen. Sie ergaben in beiden Gebieten auffallend hohe Dichten u. a. bei Feldlerchen, Wiesenpiepern, Braunkehlchen, Schafstelzen und Grauammern, die sich deutlich von der ,, Normallandschaft“ unterscheiden.
Am 06. September 2022 rief ein langgedienter ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Vogelschutzwarte an. Günter Lohmann, ein Urgestein des Brandenburger Fischadlerschutzes, erklärte schweren Herzens seinen Rückzug von der Tätigkeit als Horst
Abb. 2: Schreiadler„ BB" als Windkraftopfer.
The Lesser Spotted Eagle with the ring ,, BB" under a wind turbine. Foto: M. Albrecht.