Heft 
(2022) 29
Seite
159
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Nachruf 159 wurde schnell zu einem seiner Markenzeichen. Mit seinen langen Haaren und ganz überwiegend barfuß laufend, war Martin bei derOrni-Gemeinschaft, welche regelmäßig den Gülper See und dessen Um­gebung besucht, als derVogel-Indianer bekannt und beliebt! Wusste er doch stets über außerge­wöhnliche und spannende Beobachtungen wie auch Begebenheiten zu berichten und gab in fachbezo­genen Diskussionen immer auch schlagende Argu­mente und kritische Einwände zum Besten. Wie ich hatte Martin ein besonderes Faible für die nordischen Gänse. Oft standen wir mit roten Nasen zusammen am Acker bzw. am Gülper See und suchten nach Kurzschnabel-, Zwerg- und Wald­saatgänsen. Unsere letzte gemeinsame spektakuläre Beobachtung war eine Spatelraubmöwe. Am Tag nach ihrer Entdeckung wurde diese während einer Aus­einandersetzung mit einer Steppenmöwe vor unseren Augen von einem jungen Seeadler geschla­gen. Ich persönlich werde das Erlebnis mit seiner traurigen Aussagekraft für den ebenso traurigen Verlust eines wirklich guten Freundes und Mitstrei­ters in der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft der Berlin-Brandenburger Ornithologen erinnernd in Gedanken behalten. Bert Jahnke Manfred Kolbe(16.10.1936–20.03.2022) Manfred Kolbe wurde in Zerbst geboren. Er absol­vierte 1956 das Staatsexamen als Lehrer für Biologie und Chemie. Nach dem Wehrdienst war er von 1959 bis 1981 Berufssoldat in der Nationalen Volksarmee. Danach, ab 1981, übernahm er die Funktion des Kreissekretärs des Kulturbundes im Kreis Nauen und bekleidete dieses Amt bis zur politischen Wen­de 1989. Dann von 1990 bis zu seinem Ruhestand 1992 war er als Sachbearbeiter in der Unteren Natur­schutzbehörde tätig. Von Jugend an war Manfred Kolbe in der Or­nithologie und im Naturschutz aktiv. Seine erste ornithologische Veröffentlichung erschien bereits 1958. Im Jahr 1981 wurde er aufgrund seines Ein­satzes zum Naturschutzbeauftragten des Kreises Nauen berufen. Bis 1989 füllte er diese Funktion aus und entfaltete umfassende Aktivitäten, sowohl in der Öffentlichkeitsarbeit – so erschienen ca. 40 Artikel von ihm auf der Lokalseite derMärkischen Volksstimme – als auch bei der Schulung und Anleitung von Naturschutzhelfern, ebenso bei Kar­tierungsarbeiten und im praktischen Naturschutz. Er beteiligte sich auch an der Ausweisung von 26 Naturdenkmalen im Kreis Nauen(lt. Handbuch der Naturschutzbeauftragten). Ab 1990 führte er unter den neuen gesell­schaftlichen Rahmenbedingungen diese intensive Naturschutzarbeit als Vorsitzender des NABU-Regio­nalverbandes Osthavelland bis 2012 fort.Beispielhaft waren unter anderem die jährlichen mehrtägigen Kartierungslager in Zusammenarbeit unterschied­Manfred Kolbe mit D. Thielke bei der Beringung im Juli 1983. Foto: K. Thiele. licher Artenspezialisten in schutzwürdigen Gebieten über Jahrzehnte hinweg. Diese führten die Mitglie­der der verschiedenen Fachgruppen zusammen. Durch die Nähe zur Natur und zu Naturschutzaktio­nen qualifizierten sich so manch interessierte Laien zu fachlichem Nachwuchs. Die Naturschutzarbeit war breit und fachüber­greifend aufgestellt und die Ornithologie stets ein wichtiger Schwerpunkt in Manfred Kolbes Tätigkeit. Sie erstreckte sich über alle erdenklichen Felder. Bereits 1957 erhielt er die Erlaubnis zur wissen­schaftlichen Vogelberingung und war zunächst als Beringer der Vogelwarte Helgoland tätig. Im Um­feld seines Wirkungsortes im havelländischen Groß Behnitz war er stets auf Kontinuität seiner Berin­gungsarbeiten bedacht und untersuchte langjährig das Rast- und Durchzugsverhalten von Rotdrosseln