160 Otis 29(2022) und Eisvögeln. Mit großer Motivation führte er aber auch langfristig brutbiologische Untersuchungen durch, unter anderem an den drei Weihenarten oder mit Unterstützung seiner Frau Gisela auch an Kleinvögeln in einem Gebüschkomplex(Klinkbruch) am Rande des Kleinbehnitzer Sees. Als erster Beringer Brandenburgs stieg er 1996 in das neu initiierte Projekt„Integriertes Monitoring Singvögel“ ein und konnte bis zum Jahr 2008 mitwirken.Von 1964 bis zum krankheitsbedingten Ende seiner 60jährigen Beringerlaufbahn im Jahr 2017 beringte er für die Vogelwarte Hiddensee mindestens 12.761 Vögel. Er war Wasservogelzähler, führte Brutvogelkartierungen durch und teilte interessante Vogelbeobachtungen in seinen Veröffentlichungen mit. Besonders engagiert war er auch bei der Erfassung und dem Schutz der Weihen. So stand er seit 1978 der Arbeitsgruppe Weihenschutz vor, die sich in der Bezirksarbeitsgruppe Artenschutz Potsdam zunächst vornehmlich um Korn- und Wiesenweihen kümmerte, ohne allerdings deren Niedergang aufhalten zu können. An der Avifauna Brandenburgs von 1983 wirkte er als Artbearbeiter von Wiesen- und Kornweihe mit. Bei der Neubearbeitung 2001 bearbeitete er neben diesen beiden Arten auch Steppenweihe und Kappenammer- letztgenannte konnte er bei Kartierungsarbeiten auf der Döberitzer Heide beobachten. In der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen war er außerdem als verlässlicher Datenlieferant und regelmäßiger Tagungsbesucher aktiv. Mit Manfred Kolbe verliert Brandenburg einen überaus aktiven Naturschützer, Ornithologen und kompetenten Organisator, der viele Menschen an den Naturschutz heranführte und der bleibende Verdienste in den von ihm betreuten Arbeitsgebieten aufzuweisen hat. Wolfgang Mädlow und Tobias Dürr Ernst Pries(28.07.1933–25.04.2022) Wer Ernst Pries besuchte, musste jedes Mal reichlich Zeit einplanen. Ernst hatte immer viel zu erzählen. Wenn man ihn dann wieder verließ, hatte man seine neuesten Ausarbeitungen zu den verschiedensten Themen(z. B. gegen die Waldprivatisierungen, AckerAufforstungen sowie Massentierhaltung und ihre Auswirkungen auf die Umwelt) im Gepäck. Unvergessen werden mir(B. G.) die Autofahrten mit Ernst zu den ABBO-Jahrestagungen oder Beringertagungen bleiben. Ernst Pries wurde am 28. Juli 1933 im Forsthaus Ichlim(Mecklenburg) in eine„Försterdynastie“ hineingeboren. Im Wald aufgewachsen, ist es nicht verwunderlich, dass er einen forstlichen Beruf wählte. Seine Ausbildung absolvierte er von 1956-1959 an der Forstfachschule Ballenstedt. Anschließend erfüllte er einige Monate die Aufgaben eines Revierleiters. Danach und weitere Jahrzehnte bis zu seiner Pensionierung 1993 betätigte er sich als forstlicher Standorterkunder. Ernst war ohne seine Frau Monika, die ebenfalls Försterin war, nicht denkbar. Seine ersten ornithologischen„Beringersporen“ verdiente er sich bereits als Student beim damaligen Leiter des Ballenstedter Museums. 1959, nach der Ansiedlung in Templin, schlossen sich beide der orErnst Pries zu Hause im Frühjahr 2022. Foto: M. Pries. nithologisch ausgerichteten Gruppe um den renommierten Ornithologen Walter Libbert an, der dort seit 1949 als Lehrer tätig war. Templin gehörte damals zum Bezirk Neubrandenburg, was dazu führte, dass sich die Aktivitäten
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(2022) 29
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160
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