Heft 
(2022) 29
Seite
161
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Nachruf 161 nach Mecklenburg ausrichteten. Als die dortigen Ornithologen 1963 beschlossen, eine neue Avifauna zu erarbeiten, waren Monika und Ernst von Beginn an dabei und übernahmen die Artbearbeitung des Eisvogels. Parallel dazu war Ernst Pries auch bei den Mecklenburger Floristen aktiv. Daran änderte sich auch nach dem Wechsel des Kreises Templin in das Land Brandenburg nichts. Im Jahr 1970 wurde die FachgruppeOrnitholo­gie Templin aus der Taufe gehoben. Ernst und Mo­nika zählen zu den aktiven Gründungsmitgliedern und 1971 starteten beide ein Beringungsprogramm von Eisvogel-Bruten an 10 bis 12 Brutplätzen. Kon­tinuierlich führten sie dieses Programm bis 2021 durch – das sind 50 Jahre! Über 4.000 Jungvögel wurden dabei beringt. Als Vermächtnis wird die Fachgruppe dieses Programm fortführen. Ebenfalls 1971 beginnen Ernst und Monika Pries am Bruchsee bei Templin einen Registrierfangplatz für Röhricht bewohnende Vogelarten einzurichten. Insgesamt wurden bis 2022 durch Ernst und Monika ca. 25.000 Vögel beringt. Als ab 1977, infolge der Belastung des Bruch­sees mit Nährstoffen, ein sichtbares Schilfsterben einsetzte, führte das zu einem deutlichen Rückgang der Fangzahlen der Rohrsänger. Die Untersuchun­gen wurden bis 1982 fortgeführt. Die Ergebnisse dazu veröffentlichte Ernst Pries in drei Artikeln in der ZeitschriftNaturschutzarbeit in Mecklenburg (Hefte 1, 2 1984 und 2/1985). Neben der Bearbeitung von Artenschutzprojekten kämpfte er als Standorterkunder darum, dass Land­nutzung und Artenschutzmaßnahmen auf Grundlage einer wissenschaftlich begründeten Naturraumkar­tierung erfolgen müssen. Im VEB Forstprojektierung Potsdam war er maßgeblich an der Erarbeitung der Erläuterungsbände zu den forstlichen Standortskar­ten beteiligt. Sie bildeten die Grundlage für die Bau­martenwahl,Biotop- und Artenschutzmaßnahmen im Wald und bei der Ausweisung von Schutzgebieten. Als 1980 die industrielle Schweinemastanlage in Haßleben errichtet wurde, kämpfte Ernst Pries dage­gen an. Er scheute sich nicht, die Auswirkungen der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur durch die in­dustrielle DDR-Landwirtschaft mit Eingaben bei den staatlichen Behörden anzuprangern. Eines seiner größten Erfolge beim Schutz der Umwelt zu DDR­Zeiten war die Verhinderung einer Aschedeponie im Grenzbruch am Schweinemastkombinat Haßleben. Durch die damalige Bezirksplankommission war die Genehmigung zur Verfüllung des Birken-Torf­moosmoores bereits erteilt worden. Durch seinen beharrlichen Einsatz, Eingaben beim Rat des Kreises und Rat des Bezirkes sowie beim Zentralkomitee der SED, wurde die Baugenehmigung zurückgezogen. Diese Entscheidung war 30 Jahre später noch ein­mal bei der Klage gegen die Wiederinbetriebnahme dieser Schweineanlage wichtig, da im Rahmen des Raumordnungsverfahrens die Umweltauswirkungen auf den Wald und geschützte Biotope durch Emissio­nen nur mangelhaft bearbeitet worden waren. Aufgrund der langjährigen Kontakte zu Mi­chael Succow ergriff Ernst Pries 1990 die sich ihm bietende Chance zur aktiven Mitarbeit am DDR-Na­tionalparkprogramm. Hier war er maßgeblich an der Ausweisung desBiosphärenreservates Schorfheide­Chorin beteiligt. Mit der Wende 1989 nutzte Ernst Pries die zahl­reichen Möglichkeiten, politisch aktiv zu werden. Er gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern der Grü­nen Partei im Kreis Templin und war Stadtverordne­ter von Templin sowie über mehrere Wahlperioden Kreistagsabgeordneter des Landkreises Templin bzw. des Landkreises Uckermark – des Weiteren Gründungsmitglied des NABU-Regionalverbandes Templin e.V. und des Fördervereins Feldberg-Ucker­märkische Seenlandschaft e.V. Als Mitte der 1990er Jahre die Reaktivierung der industriellen Schweinemast in Haßleben in das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfah­ren ging, trat er ohne zu zögern der Bürgerinitiative bei, die gegen das Projekt ankämpfte und letztend­lich erfolgreich gegen die erteilte Genehmigung klagte. An folgenden Initiativen war er maßgeblich beteiligt: - Gegen die Privatisierung von land- und forst­wirtschaftlichen Treuhandflächen, - Contra Industrieschwein Haßleben, - Bürgerinitiative zur Verhinderung des Baus ei­ner Legehennenanlage in Eselshütt und - Initiative zur Verhinderung von Solaranlagen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. 1993 wurde Ernst Pries mit dem Naturschutzpreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet.