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(2023) 30. Sonderheft
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Otis 30( 2023) Sonderheft

Aktivitäten nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wendezeit 1989

Die Rolle der Universitäten, Museen, Zoologischen Gärten und Tierparks

Von Anfang an spielten Museen, Zoologische Gär­ten und Tierparks nach ihren Gründungen eine wichtige Rolle bei der Etablierung der Ornitho­logie als Wissenschaft auch in Brandenburg . Es waren in erster Linie die Berliner Einrichtungen, die ins Land ausstrahlten. Alle besaßen Bedeutung als Bildungseinrichtungen; das hat sich bis heute kaum geändert. Vogelfreunde, aber auch Vogel­kundler erhielten Einblicke in die Biologie am Ob­jekt. In den Museen bestanden Möglichkeiten zum Studium der Morphologie, der Taxonomie und der Kennzeichen schwerer zu bestimmender Vögel. Außerdem gab es in den Einrichtungen Ansprech­partner, die jüngeren Interessierten den Einstieg in die Ornithologie ermöglichten. Im besten Sinne des Wortes entwickelten sich Museen und Zoos zu Zentren der naturkundlichen Wissenschaften. Die Sammlungen zahlloser Gelege bzw. Eier und umfangreicher Balgbelege, oft mit genaueren zeit­lichen und geografischen Daten, leider aber nicht immer, boten und bieten Interessierten die Mög­lichkeit, sowohl Einsichten in die Fortpflanzungs­biologie als auch in das Vorkommen der Arten zu erlangen. Sie offenbaren aber auch den Mangel ei­ner umfassenden Auswertung des Materials.

Günter TEMBROCK ( 2000) stellte vor allem die Bedeutung der Museen in den Vordergrund. Nachdem 1810 die Universität Berlin gegründet worden war, erfolgte unter Leitung von J. K. ILLI­GER der Aufbau des Berliner Zoologischen Muse­ums mit einer Kustodie für Ornithologie. Ab 1850 leitete diese Abteilung Jean CABANIS , 1874 wurde Anton REICHENOw dort Assistent. Etwa im glei­chen Zeitraum erfolgte 1844 die Gründung des Berliner Zoos( erster Direktor: Martin Hinrich Carl LICHTENSTEIN , 1780-1857) und 1875 die der Allgemeine( n) Deutsche( n) Ornithologische( n) Gesellschaft".

Den Zoos oblag außerdem die Aufgabe, be­drohte Tierarten zu erhalten, deren Zucht auch zwecks späterer Auswilderung zu organisieren und verhaltenskundliche Forschungen durchzu­führen. In Brandenburg waren das in erster Linie der Zoologische Garten Berlin ( Direktoren Lud­wig und Lutz HECK , nach 1945 in West- Berlin Ka­ tharina HEINROTH

und Heinz- Georg KLÖS ), nach 1954 der Berliner Tierpark in Ost- Berlin unter Leitung von Heinrich DATHE , aber auch kleinere Tierparks in Cottbus , Eberswalde , Kunsterspring und Johannistal .

Hervorheben muss man in diesem Zusam­menhang vor allem das Wirken von Erwin STRE­ SEMANN , der als Begründer der biologischen Ornithologie Maßstäbe setzte; gleichermaßen Heinrich DATHE , der zunehmend Förderer der Ornithologie in der DDR wurde und neben der Leitung der Forschungsstelle des Tierparks als Vorsitzender des Zentralen Fachausschusses Orni­thologie im Deutschen Kulturbund auch die bran­denburgische Ornithologie voranbrachte. Beide Persönlichkeiten betreuten zahlreiche Staatsexa­mens-, Diplom- und Doktorarbeiten, auch märki­scher Vogelkundler.

Erwin STRESEMANN leitete die Ornithologische Abteilung des Zoologischen Museums der Berliner Universität bis 1961, hatte jedoch auch noch da­nach hier einen Arbeitsplatz als Pensionär bis zu seinem Lebensende. Ihm folgte nach vorheriger Assistenz als Kustos der Vogelsammlung Gottfried MAUERSBERGER ( 1931-1994), danach Burkhard STEPHAN . Erster hatte in Leipzig Zoologie studiert, promovierte bei STRESEMANN , und blieb am Mu­seum bis zu seinem Ableben. Er war ein hervorra­gender Feldornithologe, gleichermaßen aber auch Ökologe und Systematiker. Wichtige Aufgaben in der Berliner Zeit waren die Fortführung des von STRESEMANN begonnenen Atlas der Verbreitung paläarktischer Vögel und die Neubearbeitung des Vogelbandes der Serie Urania Tierreich. Zeitweilig übernahm er ehrenamtlich in der Zentrale für die Wasservogelforschung der DDR die Arbeitsgruppe Limikolen. In dieser Zeit führte MAUERSBERGER die Annalen für Ornithologie als Supplement der Mitteilungen des Zoologischen Museums Ber­lin fort. Außerdem gab er zusammen mit Martin GÖRNER als neues ökologisch orientiertes Fachor­gan die Acta ornithoecologica ab 1985 heraus.

Wer MAUERSBERGER kannte, bewunderte des­sen Literaturkenntnisse auf dem Gebiet der Orni­thologie genauso wie seine Sprachkenntnisse. Wie