3.9 Zentrale Erfassungsvorhaben
Nachdem 1958 der internationale Weißstorchzensus stattgefunden hatte, begann der Zentrale Fachausschuss Ornithologie in regelmäßigen Abständen zu DDR - weiten Brutbestandserfassungen ausgewählter Arten aufzurufen. Dadurch entstanden Datengrundlagen, die später für Vergleichszwecke herangezogen werden konnten, um Bestandsentwicklungen zu verfolgen. Auch für die Landesavifaunen bildeten diese Daten ein wichtiges Material. Sie förderten die Gemeinschaftsarbeit an übergreifenden Projekten, zu denen jeder ein Mosaiksteinchen beitragen konnte. Für einige Arten wurde immer wieder erneut zur Erfassung aufgerufen, insbesondere für Graureiher, Höckerschwan, Graugans und Lachmöwe. Für die Blauracke gab es Zählaufrufe 1961 und 1976, durch die das schnelle Verschwinden der Art dokumentiert wurde.
Nachdem mehrere europäische Staaten Brutvogel- Atlaskartierungen initiiert und durchgeführt hatten und sich 1971 das„ European Ornithological Atlas Commitee" gegründet hatte, entschloss sich auch die Zentrale Arbeitgruppe Avifaunistik beim ZFA Ornithologie, ein solches Vorhaben auf den Weg zu bringen( KÖNIG et al. 1978). In den Jahren 1978-1982 fand die Kartierung auf Messtischblattbasis statt. Das war eine enorme Herausforderung, in die viele Fachgruppen und Einzelbeobachter einbezogen waren. NICOLAI( 1993) führt für Bran denburg 190 Kartierer sowie zusätzlich mehrere Fachgruppen auf, die mitgewirkt hatten. Es gelang eine flächendeckende Kartierung nach einheitlicher Methodik- anders als in Westdeutschland, wo eine fehlende zentrale Struktur und die föderale Zersplitterung der Ornithologie zu einem uneinheitlichen Ergebnis führten und manche Daten am Schreibtisch rekonstruiert werden mussten ( RHEINWALD 1983). Die erfolgreiche Kartierungsarbeit drohte allerdings zunächst an der Aus
3.10 Naturschutz und Ornithologie
Es erscheint fast selbstverständlich, dass Ornithologen auch Naturschützer sind. Die Anliegen Einzelner sind jedoch sehr unterschiedlich. Im Vordergrund steht oft der Artenschutz. Andere setzen bei ihren Bemühungen um Bestandserhebungen in der Vogelwelt generell auf den Schutz
NIEDERLAUSITZER
GESELLSCHAFT FÜR
NATUR UND UMWELT COTTBUS
Heft 1
ORNITHOLOGISCHE
MITTEILUNGEN
71
Abb. 56: Heft 1 der„ Niederlausitzer Ornithologischen Mitteilungen" 1988 mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der Atlaskartierung im Bezirk Cottbus( RUHLE 1988).
wertung zu scheitern, denn der verantwortliche Koordinator H. KÖNIG am Museum Heineanum in Halberstadt verzögerte die notwendigen Arbeiten. Das führte dazu, dass die Ergebnisse der Bezirke Potsdam und Cottbus separat veröffentlicht wurden( BLOCK et al. 1989, RUHLE 1988/90). Erst 1993 folgte dann doch noch die Gesamtpublikation und zeigte den ganzen Wert der Kartierung( NICOLAI 1993). Zugleich flossen die Daten in den ersten gesamtdeutschen Brutvogelatlas ein( RHEINWALD 1993).