Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

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Abb. 82: Birkhahnbalz im Dreetzer Luch, Anfang der 1960er Jahre. Foto: L. Kalbe.

noch Birkhühner ansässig, wie FEILER( 1967) und BROZIO( in RUTSCHKE 1983) berichten; diese sächsischen Vorkommen haben wohl bis in jüngs­

te Zeit existiert und bis in die 1990er Jahre in das brandenburgisch- sächsische Grenzgebiet ausge­

strahlt.

In den 1960er Jahren unternahmen E. RUTSCHKE und L. KALBE mehrere Exkursionen an Balz­plätze im Rhinluch. Die Touren gehörten damals zu den erlebnisreichsten der beiden Freunde. Zur ersten Fahrt hatte der ansässige Jäger D. GORGES genaue Instruktionen erteilt. So sollte schon früh gegen 3:00 Uhr noch bei völliger Dunkelheit der Balzplatz ohne Licht angefahren werden, zunächst entlang eines Feldweges im Dreetzer Luch bis zu einer Brücke, und dann entlang des Grabens etwa 300 m lang in die Wiesen; wie kaum anders zu erwarten, blieb der P 70 im auf­geweichten Boden stecken, also aussteigen und versuchen, durch Schieben und Unterlegen von trockenem Schilf wieder frei zu kommen, und das direkt am Rande des Balzplatzes! Beide be­fürchteten wir, dass diese Störung die Hähne vertreiben würde. Als der Wagen endlich frei war und auf einem trockenen Streifen direkt am Graben weiterfuhr, wurde es schon hell. Vor uns zeigte sich im Dämmerlicht ein schwarzer Haufen, ein Maulwurfshügel, wie wir dachten. Als wir aber ganz nah heran waren, flog der Hügel" auf, direkt über das Auto, und setzte sich dann we­nige Meter dahinter wieder hin. Erich: Mensch, ich hätte beinahe einen Birkhahn überfahren!" Nun bei besserem Licht zeichneten sich im Luch schemenhaft mindestens neun Birkhähne ab, die mit der Balz begannen. Rings um den PKW kollerte und zischte es nun, ein tolles Bild. Wir hatten also doch nicht gestört! Ganz am Rande des Balzplatzes entdeckten wir auch einige Hennen, die scheinbar gelangweilt dem Treiben zusahen.

Jetzt erwachte ringsum das Luch. Überall balzten Bekassinen, Uferschnepfen und Brachvögel, Rohrweihen schwebten flach über den Boden, Rohrammern und Wiesenpieper sangen. Ganz am Rand erkannten wir die wie große Schneebälle aussehenden balzenden Großtrappen- Hähne, unvorstellbar beeindruckend.

Mit den ersten Sonnenstrahlen ebbte die Balz der Birkhähne langsam ab; deshalb wollten wir schnell den Platz verlassen. Aber, beim Anlassen des Motors wurden die Hähne wieder richtig aktiv, offensichtlich stimulierte das laute Kollern" des Anlassers des P 70 die Vögel wieder. Wir wiederholten das Starten mehrmals, immer klappte es erneut! Auf dem Rückweg sangen die bei­den Männer selbst komponierte Lieder lauthals.( L. K.)