Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

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Abb. 85: Einst häufig, heute aus großen Teilen des Landes verschwunden: das Rebhuhn( Buckow/ HVL , November 2015). Foto: W. Püschel.

Anfang der 1970er Jahre beispielsweise noch in der Schorfheide brütete und bis 1990 in der östli­chen Niederlausitz( HAMSCH in ABBO 2001). Die Kornweihe ist seit 1993 in Brandenburg ausgestor­ben, nachdem sie noch in den 1960er Jahren vor allem im damaligen Bezirk Potsdam mit 45-50 Brutpaaren vertreten war. Brutnachweise einzel­ner Paare stammen auch aus der Uckermark bis 1990( KOLBE& LUDWIG in ABBO 2001).

Der Schreiadler war im 19. Jahrhundert noch ein weit verbreiteter Brutvogel in Brandenburg . Ende des 20. Jahrhunderts war der Bestand auf etwa 30­35 Brutpaare zusammengeschmolzen, die sich im Nordosten Brandenburgs konzentrieren( MEYBURG in ABBO 2001). Bis Mitte der 2000er Jahre nahm der Bestand weiter ab. Eine Populationsmodellie­rung hatte gezeigt, dass Bruterfolg und Mortalität entscheidende Faktoren für das Überleben des Be­standes sind( BÖHNER& LANGGEMACH 2004). 2004 begann ein Schutzprogramm, in dem die jeweils zweitgeschlüpften Jungvögel im Horst( die unter natürlichen Verhältnissen keine Überlebenschance hätten) aufgezogen und ausgewildert wurden. So

wurden beispielsweise zwischen 2004 und 2011 19 zweitgeschlüpfte Adler aus Brandenburg und 50 aus Lettland flügge und in Brandenburg ausgewildert ( GRASZYNSKI et al. 2011). Dies dürfte zur Stabilisie­rung des Bestands ab Mitte der 2000er Jahre beige­tragen haben( RYSLAVY et al. 2019). Besenderungen von Schreiadlern mit Satellitensendern lieferten wertvolle Daten zur Raumnutzung, zu Zugwegen und zur Mortalität( z. B. MEYBURG et al. 2006, MEY­BURG& MEYBURG 2009). Zusätzlich fanden Projek­te zur Lebensraumverbesserung des Schreiadlers statt( MLUL 2019).

Das Rebhuhn war ehemals ein Charaktervogel der offenen Landschaften in Brandenburg . Leider wurde die rapide Abnahme der Brutpaare bzw. Völker nicht verfolgt, so dass heute nur noch für einige Teile des Landes ein stetiges Vorkommen, gestützt auf genauere Untersuchungen, ange­nommen werden kann. Obwohl versucht wurde, durch Aussetzungen den Bestand zu stützen, ist trotzdem die Abnahme insgesamt besorgniser­regend; in großen Teilen des Landes ist die Art völlig ausgestorben.