sie die restlichen pommerschen Fürsten von frühem Tode rette, abgelehnt haben: „das Hängeschloß, in welches sie den Unsegen geknüpft, könne auch ihr Chim nicht aus der Tiefe des Sees bei Marienfließ hervorholen.“
Der 19. August 1620 war der Tag der Enthauptung, auf dem Rabenstein vor Stettin. Dann ging Sidonias Leiche in Flammen auf. - Der Hofmaler des Herzogs soll sie zuvor noch auf die Kehrseite ihres Jugendbilds gemalt haben. - Sie war eine dämonische Natur, das ist wohl historisch, und Fontane mußte von Hoppenmarieken in „Vor dem Sturm“ einen großen Schritt tun. Es ist tief zu bedauern, daß er nicht ganz getan wurde. Aber wer will „Gründe“ aus den Schaffenstiefen poetischer Naturen ans Licht holen können, wer wollte - um in der Ausdrucksweise jener Zeit zu sprechen — mächtiger sein als „Chim und der See bei Marienfließ“?
Fontanes Fragment „Sidonie von Borckc“ darf als ein hoch wertvolles Dokument gelten. Die Möglichkeit seiner Veröffentlichung (wie die des folgenden Fragmentes „Storch von Adebar“) verdankt der Bearbeiter dem Theodor-Fontane-Archiv der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek in Potsdam und der Handschriftenabteilung der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin; er darf sich dabei eines Briefes des verstorbenen Professors Dr. Kurt Schreinert erinnern, der viele Jahre zurückliegt und in dem er dem Herausgeber seine Absicht, das Fragment „Sidonie von Borcke“ einmal zu veröffentlichen, mit- tcilte. Bei der Fülle des Fontaneschen Gesamtwerkes kam er nicht dazu, und ein anderer hat sich hier dieser Aufgabe unterzogen; er konnte cs nicht tun, ohne an den zu denken, der ihm zuerst von „Sidonie von Borcke“ sprach.
W. K.
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