»weil er wissen wollte, was mal wieder gesagt würde«, aus welcher kritischen Stellung er auch kein Hehl machte.
Die Frommen rechneten ihm auch das als »Treue« an und rechneten auf seine Bekehrung. Er betrachtete das Ganze nach Art einer landwirtschaftlichen Ausstellung mit Preisverteilung, wo man sicher sein durfte, »seine Leute zu finden«. Seine Leute waren nun eigentlich alle, alle die Land besaßen. - Es war ihm nämlich geglückt ein paarmal nachzuweisen, daß die frühren Vermessungsarbeiten nicht bloß falsch sondern was die Hauptsache war auch benachteiligend für die Besitzer ausgefallen seien und machte dies zu seiner Einnahmequelle. [»] Glauben Sie mir, es gibt nicht drei Feldmarken im Kreise, die richtig berechnet wären; Ladderei, Klüngel; ich weiß nicht woran es liegt, aber es ist Tatsache.« So pero- rierte er, wie er ging und stand und weckte dadurch in jedem die Vorstellung, »daß er vielleicht auch unter den Benachteiligten sein könne [«]. Daß doch schließlich irgend wer die Zeche bezahlen müsse, und daß jeder Gewinnende auch zugleich einen Verlierenden bedeute und daß der Betreffende selber der Verlierende sein könne, das folgte nicht. Er war übrigens sehr klug; fand er daß weniger hcrauskam: »so war er vorsichtig und sagte: die alte Vermessung 18 sei richtig befunden worden« So kamen nur die Fälle zur Kenntnis, wo jemand gewonnen!« ,a
Päcbtersfrait, die »Frau Gutsbesitzer« genannt wird
Sic war eine sehr gute Frau, aber voll kleiner Eigentümlichkeiten. Zu diesen Eigentümlichkeiten gehörte auch die, sich über ihre jeweiligen körperlichen Zustände mit eben soviel Unbefangenheit wie Vorliebe zu verbreiten. »Ich weiß nicht, ich hab es heute wieder im Halse« oder »ich hab cs heute wieder im Rücken« zählte zu den 20 gewöhnlichsten Mitteilungsformen ihrer Unterhaltungen, wobei sics jedoch nicht immer bewenden ließ und sich häufiger als angemessen zu der Mitteilung, die sich von Zeit zu Zeit bis zu det Versicherung steigerte »daß sie’s fast 21 im Leibe habe«. Nur das ungeheuer gute Gewissen, ein merkwürdiger Ausdruck der Berechtigung zu dem allem, wirkte wieder versöhnend, so daß alle Welt 22 etwas Elementares darin sah, 2 * das eben hingenommen werden müsse.
»Ich weiß nicht, ob diese Dinge durch Übersetzung ins Elementare gewinnen. Ich würde mildere Formen des Auftretens vorziehn. Das Beängstigende, was sie haben, wächst dadurch nur.«
In seiner Geldnot — eh die reiche Partie des Sohnes ihn hcrausreißt oder vielleicht gerade in Folge der Schulden, die Dagobert gemacht hat — macht Storch einen Versuch den reichen Pächter des 2 . Gutes anzupumpen (oder vielleicht auch eines Naebbargutes, dem er (Storch) aber früher aufgeholfen hat) und dieser Pächter, ein Geizhals, will nicht. Da tritt nun die dicke Pächterfrau ein, die schon auf dem Missionsfest war die die komischen Zwiegespräche im Park führte und macht in derber Weise ihrem Herzen Luft über den »Lumpenkerl von Mann«, der in seinem Geiz nicht helfen will und überschüttet ihn mit lnvektivcn. Endlich öffnet sie — nachdem sie die Schlüssel gesucht und gefunden hat — den Sekretär und das geh. Fach, aber es ist nichts drin. Er (der Mann) hat alles 8 Tage vorher auf die Bank ge- t bracht. Nun ist nicht zu helfen. Storch kehrt erschüttert u. bewegt nach seinem Gut zurück.
[Notizzettel]
Er hatte einen lauten schweren Trott, aber die Hauptsache darin war die Gesinnungstüchtigkeit dieses Trotts, er war sich desselben bewußt, er wollte ihn, was schon daraus hervorging, daß er nichts Niedrigeres kannte als den »Leisetreter«.
»Ihr lieber Mann ist zu schläfrig, zu schlaff; er hat keinen impetus, . .[«] Nun hören Sie, das muß ich doch am besten wissen.
18 Aus: Berechnung
19 Im Manuskript folgt gedrucktes Blatt; vgl. Anm.
20 Aus: waren die
21 Gestrichen : gestern nbend
22 Aus: selbst der Zuhörer [verbessert: die Zuhörerinnen]
2J Gestrichen : gegen