Heft 
Sonderheft 1, Zeitbilder: Zwei Fragmente von Theodor Fontane "Sidonie von Borcke" und "Storch von Adebar"
Seite
28
Einzelbild herunterladen

Unterhaltungen im Garten

Zwei Frauen aus der kl. Stadt.

»Und wenn die Hühner erst legen, 2/ * immernen Eierkuchen. [«]

Aber was dazu?

Nu, Mus oder Backobst.

Das will mein Mann nicht u. spricht immer von 25 Lazarett-Pflaume.

Ja, Liebste, Pflaume. Mit Pflaumen darf ich meinem auch nich kommen. Da hat er immer was zu mäkeln. Aber

Nun eine Beschreibung von Kirschen, geschälten Birnen u. Äpfeln etc.

[Zettel]

Bossuet hat einmal in bezug auf Rechtschreibung gesagt: »II faut que les yeux soicnt Con­tents.« Ist sehr nett. 26

Ja, Liebste, da kann ich Sic nu nicht bedauern, da hab ich kein Mitleid; das Eingemachte darf einem nich ausgehn un wenn der Rhabarber (?) u. die grünen Stachelbeeren auch noch so spät kommen. Wenn ich merke, daß es beinah alle ist, so komm ich mit Backobst 27 oder Backpflaume. ..

Jott, damit darf ich ihm ja nich kommen. »Lazarettpflaume ich nicht« u. damit schiebt er die Schüssel weg.

["] Ja, Liebste, vielleicht hat er recht. Es kommt eben drauf an. Ich bringe nie bloß Pflau­men, immer gemischt, und ich kauf es nicht, ich nehm es selber ab und nu mit der größten Sorge. Denn wie machen sies denn, die Leute 28 : was nehmen sie denn? Fallobst und was angestochen ist und Löcher hat und ich will nicht sagen was alles. Ich nehme die Birnen ab und alles Schalbirnen, Malvasier oder Pergamothen und schäle sie selbst. Aber was neh­men denn die Leute? Fallobst und was mudike 29 ist. Und hören sie was mudike is, da is die Kraft raus und das können sie trocknen so viel sie wollen, mudike bleibt mudike und da kommt nichts mehr rein von Kraft. Und wies mit die Birnen is, na so is es mit de Pflau­men erst recht und da hat denn Ihr [haben denn die] Männer ganz recht, wenn 30 sie mä­keln un von Lazarettpflaumen reden. Na, meiner nich. Ich halt ihn gut, aber nu muß er auch still sinn.«

32 Eine Amtmanns- oder Domänenpächter-Frau hat auch der Missionsfeier beigewohnt und hat an dem einen Geistlichen auszusetzen, daß er eine Nase habe wie eine »Dachluke«. Die andre antwortet, 33 worauf die Amtmännin antwortet:

Nein, meine Liebe. Das ist gar keine christliche Nase; so darf ein Pastor nicht aussehn, das sind Hochmuts- und Schnüffel-Nasen, da fehlt die Demut.

Aber was verlangen Sie denn?

»Ich verlange eine dünne, magre, mit kl. Flügeln und fast wie Wachs etc. etc. Dies aus­führen.«

Pie andre antwortet: »Das ist die richtige Pastorsnase. Nu gibt es auch eine andre, die mag auch sein, wenn der Pfarrer sehr fett ist. Die sind groß und haben rote Punkte beinah wie Pockennarben und sind groß und rot. Sehen Sie meine Liebe, das sind Konsistorialrats- nasen und ein Landprediger kann sie auch haben, wenn er eine fette Pfarre hat, aber solche

24 Gestrichen: alle 2 * Aus: sagt immer, cs sei

26 Im Manuskript folgen ein Abschnitt in der Handschrift von Fontanes Frau (dazu Blaustiftvermcrk Fon* tancs: Aus Iwanows Buch »Soldatcnleben in Turkcstan.«) und ein Blatt mit 5 aufgeklcbtcn Zeitungsaus­schnitten; vgl. Anm.

27 Aus: schieb ich Backobst ein 26 Gestrichen: Es ist ja

79 Aus: angcstochcn

30 Aus: mit das

31 Im Manuskript folgen sechs Zeitungsausschnitte; vgl. Anm.

32 Uber dem folgenden Absatz Notiz: Storch v. Adebar oder zu einer anderen Novelle.

33 Gestrichen: Meine Liebe

28