Eine dieser Gruppen besteht aus zwei älteren Damen, eine stark, die andere mager. (»Der Traum der Potiphar« sagte der Justizkommissar) Die Starke hat Zahnweh gehabt und hat ein Spanischfliegenpflaster hinterm Ohr und einen kleinen Schorf oder eine knusprig überheilte Stelle gerad auf dem Backenknochen.
»Aber, liebste Sansfafon (?) wie sehen Sie aus?[«]
Ja, ich mußt ja. Der Doktor will es und mein Mann auch.
Hilft es denn?
Ich weiß nicht recht; es muckert immer noch und so wie was Warmes ran kommt oder die Bettwärme, so geht es wieder los. Ach Sie glauben gar nicht, was ich ausgehalten habe. Aber so lassen sie ihn doch ausziehn. So dir etwas weh tut, so reiß cs aus. Das ist ein wahrer Spruch.
Ach, meine Liebste, die, die gerade nicht dran sind, sind immer für schneiden und amputieren und ausreißen. Der andre hat gut reden, dem tut es nicht weh. Und dann einer armen andern. Sehen Sie unten geht es noch, da holt er ihn raus wie wenn er eine Flasche aufzieht. Aber oben; oben ist er immer ängstlich. Und nun gar so was von Wurzeln bei mir. 40 So was von Wurzeln. Es sind ja keine Wurzeln wie sonst, sie stehen ja so (die Gnädige spreizte zwei Finger auseinander) und wenn er nicht aufpaßt, ist die halbe Kinnlade weg. Ihr Gespräch wurde hier unterbrochen, weil sich der Gcneralsuperintendent ihnen zugesellte. 41
»WAS UNS NOT TUT- Ein Weckruf von Knovenagcl 42
Das war das Schema. Alle Bücher und Büchelchen waren »Weckrufe« das stand fest und alle stellten die Frage »was uns not tut«; aber die Gebiete der Not wechselten und so entstand eine Serie die lautete »Was uns in dieser Zeit not tut?« Was uns in unsrem Gcmüte rct tut? Was uns in unsrer Freiheit not tut? Ja humoristische Anläufe kommen vor: »Was uns in unsrer Tasche not tut?« Von dieser letzten Broschüre war am meisten verkauft worden, weil sie die Frommen und Nicht-Frommen gleichmäßig interessierte. Jeder hatte sich vorweg die Antwort darauf gegeben von Knovenagels Aufstellung ab, der natürlich die Bibel meinte. »Nun ja, versteht sich. Aber das wußten wir schon.«
Uber alte »bürgerliche Exzellenzen « aus der Generals- und Präsidenten-Sphäre. Besonders die »weiblichen Exemplare«.
Gespräch darüber. Einer ridikülisierte cs, ist aber schließlich doch des Lobes voll und sagt: »lächerlich sind sie, einzeln angesehn; aber daß wir diese Lächerlichkeiten haben hängt mit unsrem größten Vorzug zusammen, damit, daß jeder Schuster eine Exzellenz werden kann. [«]
Bäckermeister Knuth
Eine Offiziershaltung muß schneidig, ein Boot muß »flott« und eine Erzählung muß »straff« sein. Ja, ja. Aber das Gegenteil ist wenigstens ebenso richtig. Und so denn eine Abschweifung: Bäckermeister Knuth.
Archcmbauld ruht nicht eher als bis er nachgewiesen hat, daß er von den Grafen Knuth in Dänemark abstamme, von denen welche zur Zeit Christians IV nach Deutschland ge- seien und ihren Adel u. Titel abgelegt hätten, etc. etc.
40 Gestrichen: Wir Sansfacons
41 Im Manuskript folgt Zeitungsausschnitt; vgl. Anm.
42 Darüber mit Blaustift: Bäckermeister Knuth
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