83 Was bedeutet dies ewige »Können« und wieder Können? Es hat seinen hohen Wert, es fördert das Handwerkliche in der Kunst und dadurch zu beträchtlichem Teile die Kunst selbst. Aber es ist damit, wie mit Pflege des Stils und des Verses, - das ist auch etwas Schönes, Treffliches, Förderndes, aber plötzlich kommt ein Schäfer oder Schuster, der weder Stil noch Vers hat und steckt alle Stilisten und Verskünstler in die Tasche.
84 Der Glaube oder die Beziehungen des Menschen zu Gott sind das Fundament innerlichen Glücks, der Demut, Ergebung, Zufriedenheit, des Dankes, kurzum alles dessen, was schön und liebenswürdig in der menschlichen Natur.
Der entgötterte Mensch kann eine Menge Tugenden haben, aber er gehört ins Kapitel des Unerfreulichen und ist wie für die Tragödie prädestiniert. Es fehlt ihm der Zauber des Naiven, das Erquickliche der Demut — er liebt nicht und wird nicht geliebt; er kann interessant sein, aber nie liebenswert. Und dieser Zug ist es, der unsrer Zeit fehlt und sic so wenig schön macht.
Eine Alte, beinah 8ojährigc, mit der der Geistliche, entweder der Storchsche oder der Attinghausschc, auf einem guten Fuße lebt. Mutter Stosch oder Stoschen. Sie ist klug, weise, hat die Klarheit Ruhe u. den Mut des Alters. »De Rooh is dat Best.« etc
Zwei lutherisch-strenggläubige Geistliche
t. Der bei Storchs ist wie Stephan; 50 Jahr alt, klug, geistvoll, herrschsüchtig, hochmütig, alles Aristokratische bestärkend. Sein drittes Wort ist immer »eine subalterne Natur«.
1. Der bei Anttinghaus ist eine Mischung von Büchsei und Müllensiefen und schon 70 Jahr alt: humoristisch, milde, versöhnend, suavitcr in modo.
Gesellschaftszirkel im Hause der Frau v. Storch
»Christliche Ritterschaft« 83
Die Herstellung einer » christlichen Ritterschaft « 88 wird durch Archembauld angeregt. Leut. v. Vierzehnheiligen will statt dessen die Gründung einer »christl. deutschen Ritterschaft« was Archembauld zu eng findet, worauf v. Vierzehnheiligen gereizt erwidert: es fehle ihm das deutsche Gefühl, — er habe das französische Selbstgefühl und könne davon nicht lassen. Beide schrauben sich nun. 87
Nach den ersten drei Kapiteln wird nun das herrenhäusliche Fromm- und Klein-Leben geschildert.
Besuch trifft ein:
Lieutnant v. Vierzehnheiligen
Lieutnant v. Zippelskirch und mehrere andre.
Unter diesen ist auch eine alte verwitwete Sanitätsrätin 88 aus der nächsten Stadt oder aus der Residenz eine geborene Adlige. Sie schwärmt immer von der Zeit, wo sie noch jung, also auch noch adlig war und schwärmt ferner für die Erscheinungen der 30er Jahre: Fr. W. III, Kaiser Nicolaus und Prinzeß Charlotte, die kl. poetisch-ästhetischen Tee- Abende gegenüber dem jetzigen brutalen Buffet-Wesen. Schwärmt auch für Raupach und die Hohenstaufen und den Bischof Roß und irgend einen Orthodoxen jener Epoche. Vor allem schwärmt sie für Post, Postwagen und Posthorn perhorresziert die Eisenbahnen. All das in einer liebedienerischen Weise, um sich bei der Störchin zu insinuieren.
Ein adliger Gutsnachbar der Obst- und namentlich Erdbeer-Züchter ist.
Er spricht in Gegenwart der Damen beständig darüber. Die Hauptsache ist die Kreuzung
03 Am Rand: Storch v. Adebar. Kunstgespräch als ein Bild für die Kirche bestellt werden soll.
84 Uber dem folgenden Abschnitt: Zu Storch v. Adebar oder zu Eleonore.
95 Mit Blaustift. w Rot unterstrichen.
8 * Im Manuskript folgt nach der Überschrift »Intoleranz und Toleranz in einer kleinen Stadt*» aufgeklebter Zeitungsausschnitt: vgl. Anm.
M Rot unterstrichen.
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