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Sonderheft 1, Zeitbilder: Zwei Fragmente von Theodor Fontane "Sidonie von Borcke" und "Storch von Adebar"
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Und Dagobert?

Ist unvergessen. Um seinetwillen geschieht es, so weit sich ein selbstsüchtiges Interesse mit- cinmischt. Er ist zu unbemittelt jetzt. Er deutete mir an, daß man ihn dies auch fühlen läßt. Ist er erst eine Partie, steht nicht mehr ein Gut mit Hypotheken hinter ihm, so gibt es keine Familie in der er nicht wählen könnte. Die märkischen Familien sind mir zu arm für ihn und nicht vornehm genug. Ich rechne auf Oberschlesien. Und dann haben wir den Fuß im Bügel. Ich bekenne dir, wir haben nun lange genug unbeachtet in diesem Erdenwinkel ge­sessen. Es muß nun einmal die Reihe an uns kommen. Nimm die Reihe unsrer alten Familien durch alle waren einmal daran 76 , alle haben einmal geherrscht bei Hofe, in der Armee, in der Kirche. Nur die Adebars 77 sind die einzigen, die siebenhundert Jahre darauf gewartet haben. Es kommt jeder einmal an die Reihe und ich glaube, wir ' 8 sind nahe daran.

Wenn es euch genügt, mir nicht. Ich führe nun euren Namen und es muß heraus aus dieser Ohnmacht, diesem Nichts. Und ich erbitte den Beistand des Himmels dafür, weil ich ihn erbitten darf. Denn das Pfund wenn es da ist, es soll nicht vergraben werden, es soll Zins und Wucher tragen wie der Apostel sagt und uns die himmlischen Wohnungen vorberei-

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DER PASTOR

DIE STIFTUNGS- UND GRÜNDUNGSPLANE

Baronin Storch ist nun nach der Hochzeit auf ihrer Höhe. Alles wird sich machen: die Schwiegersöhne werden lanciert werden und Dagobert macht eine glänzende Partie, reich, vornehm, hoch im Staatsdienst.

Sie wird in Folge dieses Wohlgefühls momentan liebenswürdig, heiter, gut gelaunt, fast humoristisch.

Sie will nun unter anderem bauen:

i. eine Kapelle auf einem Filial, einem Koloniedorf 80

i. ein Altarbild für die alte Kirche im Hauptdorf.

3. Ein Grabdenkmal eines verstorbenen Storch oder eines andern.

4. Ein Bild aus der Schlacht an der Trebia, das den großen Moment festhält.

5. Ein Asyl, ein Rettungshaus, ein Erziehungsheim. Ein[en] Missionsplatz zur Predigt im Freien unter dichten Bäumen.

Nach den ersten drei Kapiteln, als sich Frau v. Storch auf ihrer Höhe fühlt, folgen nun die Kapitel so.

4. Kapitel

Der Maler taucht auf. Altarbild. Gespräch mit der Baronin. Mit einem spätren Zuge kommt General v. Trebiatinski und ein höhrer Geistlicher. Bei Tische setzt sich das Maler- Gespräch fort. Zum Kaffee kommt auch noch der Lieutnant v. Vierzehnheiligen. 81 Der Maler ist ein gesunder, fester Mensch 82 der sich gegen Pfannschmidt erklärt, weil dieser zu weltlich sei, zu viel Fleisch habe. Das Byzantinische, Ravenna, die schwebenden hageren Engelleiber, das ist das einzige. Raphael bedeutet Verweltlichung.

Der Geist der über den Wassern schwebt, schwebt schließlich auch über der Ölfarbe. Und wenn nicht tant pis.

76 Darüber: an der Reihe

77 Aus: Wir [»Nur« nachträglich mit Bleistift vorgesetzt.]

78 Aus: wir glauben, ich

77 Dieser Abschnitt mit Bleistift; teilweise zwischen die Zeilen des vorhergehenden Abschnitts geschrieben. 80 Gestrichen: oder diese Kapelle muß schon gut gebaut sein

87 Am Rand des letzten Satzes Klammer und Vermerk: Dies nur kurz. Er wird empfangen, man begrüßt sich und geht in den Garten.

82 Am Rand Klammer und Vermerk: er schneidet aber immer ein frommes Tendenz- und Richtungs-Gesicht.

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