Die Bettstelle ist wahrscheinlich nicht luthersch, so wenig wie in Coburg. Auch hier ist das wohlerhaltene Kopfbrett der Verräther. Das Ornament in Holz geschnitten ist das folgende [folgt Skizze s. S. 42, Abb. 15] links und rechts Köpfe, in der Mitte der springende Löwe. Diese Ornamentik ist aber nicht gothisch, sondern schon Renaissance, ist also erheblich später. Dasselbe gilt von den Kapitellen der 4 Säulen die den Himmel tragen; dasselbe gilt endlich von dem Holzhimmel selbst, der sehr vereinfacht die Feldertheilung einer Renaissance-Decke zeigt.
Der Stuhl hat ebenfalls all die Muschel-Ornamentik der Renaissance. Einiges Gothisches ist da, z. B. ein Wandschränkchen das an der Wand hängt und die Truhe, die die Ueberschrift führt: „Archiv der deutschen evangelischen Kirchen-Conferenz aber beide haben natürlich nicht in seinem einfachen Stübchen damals existirt.
Die Truhe mit den Lutherbüchem ist auch später hinzugekommen.
Der Boden ist ausgetretner Estrich.
Dazu einzelne Lutherbriefe von seiner Hand unter Glas und Rahmen. Ferner Brustharnisch 2 und Helm als Junker Georg; natürlich auch unächt. Bleibt bestehen nur der Estrich (vielleicht) und der Ofen, doch sieht er so aus, als sei er auch hierher getragen. Er könnte aus der Lutherzeit sein, könnte damals schon hier gestanden haben seinem Styl, seiner Art nach; aber schwerlich hätte er sich an dieser verwüsteten Stelle so neu und glatt gehalten. Es ist kein Unthäthchen an ihm. Er ist aus einem saubren Schloß oder Patrizierhaus hierher geschafft.
Auch der Ofen ist nicht aus jener Zeit; es treten Figuren ziemlich zahlreich auf in solcher Rüstung wie man sie zur Gustav Adolf Zeit trug und große stehende Halskragen sowohl bei Männern wie Frauen, d. h. bei Rittern wie Damen. Es sind dies die Kragen die stark getollt und gefaltet sind, etwa so [folgt Skizze: Kopf mit getolltem Kragen angedeutet].
So bleibt denn eigentlich nichts. Nur der Dintenfleck ist ächt. Die Leute haben ihn stückweise wie Theile eines al fresco Bildes weggeführt immer ein bischen Tintenkalk und so ist ein Loch entstanden. Niemand kann beweisen, daß der richtige Dintenklex hier nicht gewesen sei.
Ein wahres Glück ist es, daß das v. Ritgensche Buch eigentlich selber die Unächtheit aller dieser Dinge zugiebt.
Kann man so etwas ganz ächt in allen 3 Stücken geben, so ist das natürlich sehr schön. Kann man das nicht, so giebt es eigentlich nur 2 Wege: entweder man zeigt blos den Raum und überläßt es der Phantasie jedes Einzelnen diesen Raum zu bevölkern, oder man stellt Goethe-Schiller-Wieland-Zimmer her, poetische Erinnerungsstätten, die dem Genius — unter Anlehnung an ihn — huldigen sollen, die aber nicht prätendiren Ueberbleibsel des Menschen zu sein, der diesen Genius in sich barg.
Der zinnerne Deckelkrug ist ausreichend alt. Aber wie ist nur anzunehmen, daß dies der Krug sei, den ein Herzog von Holstein oder König von Dänemark (ich weiß nicht genau) ihm diesen Krug mit Einbecker