tien, was Sie damit für mich tun würden" (zitiert nach: F. Dukmeyer, Varnhagen und die russische Literatur, ln: Vossische Zeitung, Sonntagsbeilage Nr. 29 vom 19. Juli 1914). Diese ungeklärten Verhältnisse zwangen Wolfsohn nicht nur, die im Brief an Varnhagen erwähnte, am 1. Januar 1851 gemeinsam mit Robert Prutz begonnene Redaktion des „Deutschen Museums" schon am 15. September 1851 wieder autzugeben, sie hatten auch die beabsichtigte Eheschließung mit Emilie Gey (1818—1894) bislang unmöglich gemacht. Wolfsohn hatte schriftlich oder bei einem Besuch in Berlin Fontane gebeten, dem Verbleib des für die behördliche Sanktionierung seiner Existenz erforderlichen Passes nachzutorsehen, der möglicherweise durch Varnhagens Vermittlung an Berliner Polizeidienststellen gelangt war. Nachdem Wolfsohn weder in Sachsen noch in Braunschweig die Einbürgerung gelungen war, die dem vorliegenden, nach Dessau gerichteten Briet zufolge auch im damals österreichischen Kronland Böhmen versucht werden sollte, fühlte er im August 1851 im Herzogtum Anhalt-Dessau in dieser Richtung vor. Hatte doch auch der Wolfsohn wohlbekannte Michail Bakunin, als die preußische Polizei im Oktober 1848 seinen Steckbrief ausschrieb, hier dank der (von Fontane im Briet an Wolfsohn vom 10. Nov. 1849 keineswegs nur ironisch gemeinten) „Segnungen des Ministeriums Habicht" Unterschlupf gefunden und später in seiner „ Beichte ' festgestellt, daß Anhalt, .ganz von preußischen Gebieten umgeben, seltsamerweise damals die freieste Konstitution nicht nur Deutschlands, sondern ich glaube, der ganzen Welt besaß." Wolfsohns Aufnahme in die Dessauer Stadtgemeinde fand kurz vor Aufhebung der fortschrittlichen Verfassung von 1848 bei gleichzeitiger Erteilung des Staatsbürgerrechts (ohne Vorlage des Auswanderungsscheins) am 13. Dezember, die Eheschließung durch Zivilakt und anschließende Trauung nach israelitischem Ritus am 31. Dezember 1851 statt.
2 Es handelt sich um Wolfsohns Braut Emilie Gey und ihre zahlreiche Familie in Leipzig.
3 Gemeint ist Fontanes durch Wolfsohn vermittelte Verlagsfirma.
III
Liest man den 1910 von Wolters herausgegebenen Briefwechsel zwischen Fontane und Wolfsohn, der letzteren als einen immer wieder angerufenen und stets hilfsbereiten Freund in Dingen praktischer literarischer Betätigung ausweist, und der überdies für Fontanes Beschäftigung mit der russischen Literatur von so entscheidender Bedeutung geworden ist, könnte die Knappheit der Erinnerungen an seinen einstigen Intimus leicht wundemehmen. Die Handschrift von „Von Zwanzig bis Dreißig" im Märkischen Museum Berlin zeigt, wie viel breiteren Raum der Verfasser ihm ursprünglich einzuräumen bereit gewesen ist. Der nachfolgend mit freundlicher Genehmigung des Märkischen Museums nach dieser Handschrift abgedruckte, Wolfsohn und den „Herwegh-Klub" betreffende Abschnitt bietet außer einigen unbekannten Details in der Biographie des erstrangigen Vermittlers russischer Literatur in Deutschland auch einen
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