Vorlesungen an deutschen Universitäten eröffnet wurden. Fontanes Erinnerungen sind das einzige überlieferte Zeugnis dieses Zusammenklangs von bur- schenschaftlichem Progreß und vormärzlicher, vom Wunsch nach Verständigung zwischen dem deutschen und dem russischen Volk getragener Vermittlertätigkeit.
Bei der Wiedergabe der unübersichtlichen, häufig korrigierten Handschrift, ein Konzept für die nicht erhaltene Druckvorlage, wurde die alte Orthographie nicht übernommen. Alles über der Zeile Hinzugeschriebene ist entziffert, alles Durchgestrichene soweit möglich wiederhergestellt worden. Für eine spätere Auswahl notierte unterschiedliche Versionen im Ausdruck sind durch Schrägstriche getrennt, wie Fontane selbst an verschiedenen Stellen der Handschrift verfahren ist.
Für die mir bei den Nachforschungen zuteil gewordene Unterstützung danke ich allen Mitarbeitern der oben genannten Archive herzlich, besonders Frau Dr. Renate Drucker, Leiterin des Universitätsarchivs Leipzig; Frau H. Förster, Archivarin des Stadtarchivs Leipzig; Herrn Alfred Dreifuß, Abteilungsleiter im Märkischen Museum Berlin; Herrn Heinz Kossack, Leiter des Universitätsarchivs Berlin; Herrn Dr. Gebhard Falk, wissenschaftlicher Archivar im Staatsarchiv Potsdam und Herrn Dr. Heinz Schwabe, Leiter des Universitätsarchivs Halle.
Hermann Schauenburg 1 , Hermann Kriege 2 , Dr. Georg Günther 2 , das waren die drei, mit denen mich der erste literarische Teeabend bei Robert Binder'’ und Frau 5 bekannt machte. Diese drei waren aber nur der/ein Bruchteil eines literarischen Vereins, dessen geistiger Mittelpunkt Georg Herwegh war, weshalb ich denn auch /eben diesen Verein/ — und zwar nach demselben Modus, der mich in früheren (Berliner) Kapiteln von einem Lenau- und Platen-Klub sprechen ließ — diesen Leipziger Dichterverein als einen „Herwegh-Klub" vorführen möchte. In diesen Klub sah ich mich natürlich alsbald eingeführt und machte da die Bekanntschaft von einem Dutzend anderer Studenten, meistens Burschenschafter, einige schon von älterem Datum. Es waren, so mir recht ist, folgende: Ludwig Köhler 6 ,... Prowe 7 , Semisch oder Semmig 8 , Pritzel 9 , Friedensburg 10 , Dr. Cruciger 11 , Dr. Wilhelm Wolfsohn, Max Müller. Alle haben es zu was gebracht, haben in der kleinen oder großen Welt von sich reden gemacht. In der großen Welt allerdings nur einer, der letztgenannte: Max Müller. Ludwig Köhler war ein hübsches dichterisches Talent und beschloß seine Tage wohl in seiner thüringischen Heimat; Prowe wurde Gymnasialdirektor in Thorn und setzte sein Leben /daran/ an die Beweisführung, daß Kopemikus kein Pole, sondern ein Deutscher gewesen sei, Dr. Pritzel (der geistreichste und witzigste des Kreises) war später Bibliothekar an der Berliner K. Bibliothek, Dr. Friedensburg wurde/starb als Oberbürgermeister von Breslau; Dr. Cruciger, in einem der allerkleinsten thüringischen Reußischen oder Schwarzburger Fürstentümer zu Hause, brachte es in der stürmischen Zeit von 48 bis zum Minister in seinem kleinen Heimatstaate. Verbleiben noch Wilhelm Wolfsohn und Max Müller, mit denen ich mich ausführlicher zu beschäftigen habe.
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