Heft 
(1970) 11
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ich doch auf meinem Lebensgange natürlich nur sehr wenigen begegnet, die mehr davon gewußt hätten, als das, was ich damals aufpicken durfte. [Variante]: Bodenstedt 18 abgerechnet, [bin ich] keinem begegnet, der auch nur den zehnten Teil davon gewußt hätte, vielen aber, die weit, weit dahinter zurückblieben. Wer seinen Turgeniew kannte, der war befriedigt.

Wolfsohn war mir sehr zugetan, über mein Verdienst hinaus, und hat mir diese Zuneigung auch später vielfach bestätigt. So lange ich noch in Sachsen war, auch nachdem ich Leipzig selbst schon verlassen hatte, blieb ich mit ihm in persönlicher Verbindung und Ende der 40erjahre wurde diese Verbindung wieder aufgenommen und /später bis an seinen Tod blieben wir in einem zeitweilig ziemlich lebhaften Briefwechsel. Natürlich kehrte in diesen Briefen auch immer dieGroßfürstin Helene" wieder; ohne die ging es nicht . Einige Briefe, darin auch dieGroßfürstin Helene", ohne die damals in Rußlands nichts Literarisches ging, eine Rolle spielte, waren aus Moskau den beiden russischen Hauptstädten datiert, wohin er gern ging, um den dort lebenden Deutschen, denen sich auch russischer Adel ein bescheidener Bruchteil russi­schen Adels zugesellte, Literaturvorträge zu halten 1 ' 2 und so traf es sich, daß ich deutschen Kaufleuten und russischem Adel als eine kleine Größe prokla­miert worden bin eine Tatsache, der ich es verdanke, den Russen eher be­kannt geworden zu sein , als mich in Berlin noch niemand kannte [Variante:] um der dortigen deutschen Kolonie samt einigen literaturbeflissenen Russen Vorlesungen über allerjüngste deutsche Dichter, zu denen Wolfsohn auch mich rechnete, zu halten, woraus dann komischerweise resultierte, daß ich in Ruß­land/ Petersburg und Moskau bereits ein Gegenstand kleinen literarischen Interesses war, als mich in Deutschland noch niemand kannte, nicht einmal in Berlin.

/Nach Deutschland zurückgekehrt/ 1851, eben wieder von einer Reise nach Petersburg und Moskau/ Petersburger Reise zurückgekehrt, trat Wolfsohn an die Spitze desDeutschen Museums", einer vielgelesenen Zeitschrift, die er, eine Zeitlang, mit Robert Prutz gemeinschaftlich redigierte.- 11 Sein Aufenthalt war damals Dresden, in dessen literarischen Kreisen er Otto Ludwig kennen­lernte. Der tat es ihm an und er wurde/ Mit Auerbach um die Wette ließ er sich /die Hervorhebung das Zurgeltungbringen dieses großen, eigenartigen, damals noch nirgend zur Geltung gekommenen/ wenig gewürdigten Talents angelegen sein und als er mich bald danach in Berlin besuchte, wohin er kam, um Vorlesungen zu halten er war ein sehr guter Vorleser, wurde auch ich auf denErbförster" eingeschworen. 21 [Variante:] und unterließ nie, wenn er, wie damals oft geschah, als Vorleser seine Tourneen machte, dem flroßen Publikum denErbförster" und dieMakkabäer" vorzuführen. /In steter Berührung mit diesen Arbeiten/ Immer mehr sich einlebend in diese bedeutenden Arbeiten kam ihm begreiflicherweise die Lust, es auch seinerseits ®d dramatischen Arbeiten zu versuchen und er schrieb ein DramaNur eine Seele", das als politisches Stück eine gewisse Notorität erlangte. /Es/ Dasselbe richtete sich, wie sein Titel andeutet, gegen die Leibeigenschaft und hielt sich eine Zeitlang.' 22 Als dann aber die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, war es

flegenstandslos geworden.

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