Heft 
(1970) 11
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RessortHandel und Industrie". Ende 1839 die oberste Leitung, die Brock­haus ihm aber Anfang 1841 wieder entzog, da er nichtzum Märtyrer einseitiger politischer Ansichten" werden wollte (vgl. den Briefwechsel GüntherBrockhaus vom 19. und 20. Dezember 1840 im Staatsarchiv Leip­zig: Verlag F. A. Brockhaus Nr. 144). Anschließend war er mit Wieck Redakteur des in Binders Verlag erscheinenden ,Gewerbeblattes für Sachsen", seit Juni 1841unter Verantwortlichkeit des Verlegers Binder" derEisenbahn", seit 1. November 1842 der von Robert Blum Mitte 1841 übernommenenSächsischen Vaterlandsblätter", für die erschon ge­raume Zeit als Mitarbeiter tätig gewesen" (vgl. Nr. 131 vom 1. XI. 1842). Blums Volkstaschenbuch für das Jahr 1847Vorwärts" wurde wegen Günthers ArtikelDie Ereignisse des Jahres 1846" konfisziert. Als Mit­glied der konstituierenden Nationalversammlung gab er 1848 49 die von Blum mitbegründeteDeutsche Reichstagszeitung", 1850 mit Lüning und Weydemeyer dieNeue deutsche Zeitung" heraus, kam der Abberufung aller Abgeordneten durch das sächsische Außenministerium im Mai 1849 nicht nach, sondern nahm am Rumpfparlament in Stuttgart teil. Über England nach Amerika gereist, gehörte er im November 1851 zu den Unterzeichnern einer im Namen des Revolutionsvereins in Boston an Gottfried Kinkel gerichteten Adresse, Geldanleihen oder -Sammlungen (sog. Kinkelanleihe) nicht im Namen von Einzelpersonen, sondern nur aller Flüchtlinge vorzunehmen (New Yorker Deutsche Zeitung vom 13. XL 1851; vgl. auch den Wochenbericht für das Ausland vom 3. III. 1852 des Polizeipräsidiums Berlin im Staatsarchiv Potsdam: Nr. 14 010). Später in Milwaukee als Arzt und Journalist (Mitherausgeber des .Atlas" und Herold") seßhaft geworden, gehörte er 1860 der Delegation zum Republi­kanischen Konvent in Chicago an. Schwerkrank kehrte er im Bewußtsein des nahen Todes im Herbst 1871 nach Deutschland zurück und starb nach einem Besuch in Leipzig bei seiner Schwester Eugenie (18101874), der Witwe Blums, am 30. Januar 1872 in Berlin. Fontanes Besuch bei ihm in Charlottenburg kann also nur zwischen Spätherbst 1871 und Januar 1872 stattgefunden haben.

4 Karl Robert Binder (1808 in Naundorf bei Großenhain in Sachsen) lernte seit 1823 in Halle Buchhändler und war vom 8. August 1827 bis April 1828 an der Universität Halle als stud. cameral. immatrikuliert, hörte aber schon vorher Vorlesungen über deutsche Literatur. Er war Mitglied des u. a. auch von H. Laube besuchten burschenschattlichenKränzchenver­eins". Anschließend konditionierte er in Frankfurt a. M., Stuttgart, Karls­ruhe und Dresden, ab November 1830 im Bibliographischen Institut in Hildburghausen, einer Zentrale der Umsturzbestrebungen. Bei seiner auf­grund der Bundesbeschlüsse vom 20. Juni 1833 über die Untersuchung revolutionärer Umtriebe erfolgten Verhaftung Ende Juni 1833 in der Nähe von Arnstadt wurden ihm auch seine Verbindungen zum Chef dieses Insti­tuts Joseph Meyer und zu Weddo von Glümer, ferner die Verbreitung von Schriften des für die politische Reform wirkenden Johann Georg A.ugust Wirth zur Last gelegt. Die Übergabe desgefährlichen Freiheits­schwindlers" aus Schwarzburg-Sonderhausischen in preußische Behörden zog seine Untersuchungshaft bis Juli 1836 hin. Gegen Kautionproviso-

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