8 Friedrich Hermann Semmig (1820 in Döbeln in Sachsen) studierte in Leipzig seit Mai 1839 Theologie und Philologie, später bis Juli 1844 Geschichte, ohne ein gesetzliches Examen abzulegen. Er war ein enger Freund Krieges und Kneipwart der .Leipziger Burschenschaft“: 1842 gehörte er zum Vorstand der .Allgemeinheit“. Im Oktober des Jahres hielt er die Ansprache der Studenten an den durchreisenden Herwegh. 1843 wurde er vom Universitätsgericht wie Ludwig Köhler bestraft, blieb aber nach der Studienzeit als Privatlehrer auf .Fremdenkarte' in Leipzig und suchte mit dem Buchhändler Weller zusammen .als erster in Sachsen kommunistische und sozialistische Ideen zu verbreiten' (Staatsarchiv Dresden: MdI 458). Gegen seinen Artikel .Kommunismus, Sozialismus, Humanismus“ (Rheinische Jahrbücher, 1. Bd. 1845) polemisierte Engels in .Die Rheinischen Jahrbücher oder die Philosophie des wahren Sozialismus“. Ab 25. März 1848 gab er .Die Stimme des Volkes. Organ der Arbeiter’ heraus, das sich gegen Blums ungenügenden Einsatz für die Rechte der Arbeiter richtete. Im Mai 1849 leitete er ein Leipziger Freischarenkorps zur Teilnahme am Aufstand nach Dresden. Der am 22. Mai d. J. ausgeschriebenen steckbrieflichen Verfolgung entging er durch die Flucht nach Frankreich, wo er sich mühsam als Lehrer durchschlug. Im Mai 1850 suchte er von Nancy aus über Louise Otto Anschluß an Kolatscheks .Monatsschrift“, später arbeitete er u. a. an Gutzkows .Unterhaltungen’ mit. Kehrte 1870 nach Leipzig zurück: seine Tochter Bertha wurde Ende der achtziger Jahre eine der ersten staatlich geprüften und angestellten Lehrerinnen Sachsens.
9 Georg August Pritzel (1815 in Carolath in Schlesien) war von der Breslauer Universität mit anderen Studenten .wegen Exzesses in einem Theater" ausgeschlossen worden und in Leipzig von Juli 1841 bis April 1843 als stud. med. eingetragen. .Als sehr genauer Freund von Kriege machte er [Ostern 1842 von Leipzig aus) mit selbigem eine Reise nach Belgien“. Er war Ehrenmitglied der .Kochei“ und stellte die Verbindung zu den Breslauer .Raczeks“ her (Universitätsarchiv Leipzig: Rep. II, Kap. XVI, Litt. Sect. I, Nr. 16*).
10 Wilhelm Leberecht Theodor Albert Friedensburg (geb. 1823 in Beeskow in der Mark Brandenburg). Sein Vater, der Steuerinspektor Ludwig Friedensburg, übersiedelte nach Breslau. An der dortigen Universität seit dem 11. Mai 1840 als stud. phil. immatrikuliert, bestrafte ihn der Senat am 29. April 1841 wegen .Unterzeichnung einer an den akademischen Senat geschriebenen Adresse von strafbarem Inhalt und fortgesetzter hartnäli- kiger Widerspenstigkeit" mit Exklusion. Mit seinem Freund Pritzel nach Leipzig gekommen, beriet er sich im Sommer und Herbst 1841 mit Kriege und Schauenburg über die in Halle ins Leben zu rufende burschenschatt- liche Verbindung. Seit dem 18. Oktober 1841 unter Verwarnung an der Universität Halle immatrikuliert, gehörte er zu den Gründern der am 24. Februar 1842 sich zunächst als .Allgemeinheit' konstituierenden ,Hal leschen Burschenschaft’ und war ihr Sprecher und Lesewart (vgl. Matrikel des Universitätsarchivs Halle und: Max Flemming, Geschichte der Höllischen Burschenschaft von 1814—1860, Berlin 1933, S. 75). Die Untersuchungen gegen burschenschaftliche Umtriebe an den Universitäten München,
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