Heft 
(1970) 11
Seite
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Nu Ritter, ein Stücker sieben.

Ich hab ihre Namens aufgeschrieben.

Bloß, wo sie gestanden, da sind ja nu Löcher: 1 Bredow, 1 Ribbeck, 2 Rohr, 3 Kröcher,

Wo solln wir mit hin? Wo soll ich sie stelln?"

Stellen? Nu gar nich. Das gibt gute Schwelln, Schwellen für Stall und Stuterei,

Da freun sich die Junkers noch dabei."

Un denn, Herr Schultze, dicht überm Altar Noch so was vergoldigt Kattolsches war,

Maria mit Christkind ... Es war doch ein Jammer."

Versteht sich. In die Rumpelkammer!" 0

Während seine Kritik an solchen Erneuerungen in denWanderungen durch die Mark Brandenburg" meist anonym gehalten ist, verurteilt er hier den Geist der Neureichen, deren plattes Nützlichkeitsdenken sich über künstlerische und historische Werte rücksichtslos hinwegsetzte. Im Gegensatz dazu rühmt Fontane den Zustand der Innenräume des Schlosses Kaputh, in dem die Spuren der Vergangenheit noch unverwischt waren:Alle haben sie jene Patina, die alten Schlössern so wohl kleidet und angesichts welcher es gleichgültig ist, ob Raum und Inhalt sich in Epoche und Jahreszahlen einander decken. Nicht wie alt die Dinge sind, sondern ob alt überhaupt, das ist es, was die Entscheidung gibt." 10

Wichtiger als stilistische Einheit war Fontane bei den Denkmalen die durch Bilder und Erinnerungsstücke aus verschiedenen Epochen belebte Geschichte. Eine solche Betrachtungsweise stand im Widerspruch zum offiziellen Kunst­geschmack und zur Praxis der Restaurierungen in der damaligen Zeit. Denn bei aller Anerkennung der Bemühungen um die Denkmale im 19. Jahrhundert muß einschränkend vermerkt werden, daß sie in der Mehrheit darauf gerichtet waren, stilreine und stileinheitliche Werke zu schaffen, und man scheute sich nicht, die im Laufe der Jahrhunderte an den Denkmalen vorgenommenen Ver­änderungen und hinzugefügten Ergänzungen diesem Ziel zu opfern. Damit wurden oft nicht allein bedeutende Kulturwerte vernichtet, sondern es trat auch an die Stelle der Vielfalt des Gewordenen eine langweilige Gleichförmig­keit-Ihre Mängel, für mein Gefühl wenigstens", schrieb Fontane zur Kirche St. Ouen in Rouen,liegen andererseits in dem, was moderne Architekten als »die Abwesenheit von allem Störenden" bezeichnen, eine Baumeisterphrase, 9egen die ich einen wahren Haß habe. Es heißt nämlich nicht mehr und nicht Weniger als:Wir haben bei der letzten Renovierung alles hinausgeworfen; m an kann jetzt alle Säulen und Pfeiler deutlich sehn; alles ist kahl, alles ist langweilig." Diesen Säuberungsprozeß hat man mit dem alten St. Ouen aufs gründlichste vorgenommen."' 1

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