Mitteilungen
Sanitätsrat Dr. Kurt Fürstenheim (Alt-Ruppin)
Persönliche Erinnerung an Theodor Fontane.
Als geborener Berliner möchte ich über ein Kindheitserlebnis berichten, das mir zeit meines langen Lebens niemals aus der Erinnerung geschwunden ist.
Ich wurde Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in dem sogenannten Geheimratsviertel ,vor dem Potsdamer Tor', in der Potsdamer Straße zu Berlin, als Sohn eines wohlbekannten Arztes geboren. Nur wenige Häuser von uns entfernt wohnte seit 1872 Theodor Fontane in der Potsdamer Straße 134 c. Ich erinnere mich noch ganz genau an das einfache große hölzerne Eingangstor, über dem in einem blassen Wappenschild das Johanniterkreuz sich befand. Unser täglicher Schulweg führte uns durch die Potsdamer Straße über den Potsdamer Platz an dem berühmten Cafe Josty vorbei in die Bellevuestraße. Hier war in einem zurückgebauten prächtigen Gebäude das Wilhelms-Gymnasium, in dem fünfzig Jahre später, als das Gymnasium längst aufgelöst war, der Freislersche Volksgerichtshof unseligen Angedenkens seinen Sitz hatte und endete. Auf diesem Schulwege mußten wir drei Brüder viele Jahre lang täglich an dem Wohnhause Theodor Fontanes Vorbeigehen. Unser Vater hatte uns bereits viel von Theodor Fontane erzählt, der von 1870 bis 1889 an der ,Vossischen Zeitung', die der Vater täglich las, Theaterberichterstatter war.
Eines Sonntagvormittags im Jahre 1896 oder 1897 machte mein Vater, ganz gegen seine Gewohnheit, mit seinen drei jüngsten Kindern einen Spaziergang, der uns auf dem Wege zum Tiergarten durch die Potsdamer Straße führte. Etwa in der Höhe der Eichhornstraße, in der Nähe der Potsdamer Straße 134 c, begegnete uns ein älterer Herr. Die beiden sich begegnenden Herren, mein Vater und der ältere Herr, zogen ehrerbietig voreinander die großen Schlapphüte. Sie kannten sich nur flüchtig. Doch im Vorbeigehen blieb der ältere Herr stehen, reichte meinem Vater, der siebzehn Jahre jünger war, die Hand zum Gruß und dann jedem von uns drei Kindern. Er streichelte uns freundlich lächelnd über die Wangen, bevor er weiter seines Weges ging. Große Aufregung bei uns Kindern, als mein Vater im Weitergehen erzählte, daß dieser freundliche alte Herr der berühmte Dichter Theodor Fontane gewesen sei, der dort drüben in dem Hause mit dem Johanniterkreuz wohne.
Niemals in meinem langen Leben habe ich diese kurze Begebenheit vergessen u nd erst viel später, als ich seine Romane in die Hände bekam, voller Stolz dieses bedeutenden Mannes gedacht, der mir als kleinem Jungen so väterlich und freundlich die Hand gegeben und mir die Wangen gestreichelt hat.
französische Delegation im Fontane-Archiv.
Als Gäste des Rates des Bezirkes Potsdam weilte am zweiten Pfingstfeiertage e >ne französische Delegation im Fontane-Archiv zu einer Aussprache über die Pflege des nationalen Kulturerbes in der Deutschen Demokratischen Republik am Beispiel des Fontanenachlasses in Potsdam.
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