Heft 
(1971) 12
Seite
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war. Es ergab sich daraus die Notwendigkeit, Zusammengehörendes zu verbinden und die Reihenfolge unabhängig von der Seitenzahl nach der wahrscheinlichen Reihenfolge der Aufzeichnungen zu ordnen. Diese Notizen wurden, obwohl Fontane sie vor den zusammenhängenden Niederschriften eintrug, an den Schluß gestellt, weil sich ihr Sinn nach Kenntnis der ausführlichen Darlegungen besser erschließt.

Um den Charakter der Reisenotiz und die Eigenart dieser Originalauf­zeichnungen, zu der auch der häufige Wechsel in der Schreibweise gehört, so weitgehend wie möglich zu erhalten, wurde auf eine Angleichung an unsere heutige Ortographie verzichtet. Die Schreibweise und die Inter­punktion wurden unverändert übernommen, Flüchtigkeitsfehler ebenso belassen wie Unvollständigkeiten in Satzbau und Interpunktion; wenn notwendig wurden Anmerkungen dazu gegeben.

Von Fontane vorgenommene Unterstreichungen wurden kursiv wieder­gegeben. Vermerke des Herausgebers durch eckige Klammern markiert. Druckvorlage war eine nach der Originalhandschrift verfertigte Maschi­nenabschrift des Herausgebers.

Dem Leiter des Theodor-Fontane-Archivs in Potsdam, Herrn Joachim Schobeß, weiß ich mich zu herzlichem Dank verpflichtet; aus seinen jahrzehntelangen Bemühungen und Erfahrungen um die Fontanefor­schung hat er mir jede erdenkliche Hilfe freundlich gewährt und mir insbesondere auch beim Entziffern schwieriger Textstellen geholfen. Für einzelne freundlich erteilte Auskünfte danke ich den Beiträgern an den einschlägigen Stellen der Anmerkungen.

Der Dom und St. Maria zur Kupfergasse

Der Dom ist ein kosmopolitisches Hauptwerk; die ganze Welt hat dran gebaut, die ganze Welt besucht es. ..

Es ist alles, nur keine katholische Kirche. Es ist ein Museum und pro­fanes Getreibe.

Man tritt durch das Südportal ein; auf den Bänken sitzen einige Beter, aber sie beten nicht. An den Pfeilern sind Kästen angebracht:

Eh du noch Zeit hast, tritt ein freundlich-salbungsvoller Herr an dich heran und hält dir einen gelben Messingteller entgegen. Aus seiner Anrede versteht man nur die Worte:unser Dom. Auf dem Brette hegen aufgezählt fast lauter Thalerstücke, so daß ein gewisser moralischer Muth dazu gehört, sein Viergroschenstück dazwischen zu schieben. [...] lfi im Weiterschreiten bis an den Transept. Hier ist uns schon von fern eine cardinalhafte Gestalt aufgefallen, in langem Scharlachgewand und hohem Sammtbarett, wie es die protestantischen Geistlichen tragen, dazu einen Stab in der Hand, der zwischen Portier-Stock und Klingelbeutel glücklich die Mitte hält. Wir trugen ihm unsre Wünsche vor. Mit dem guten Humor eines Kölners behandelte er die Fragen und da ein Engländer 'hit seiner Tochter und ein junges Paar aus Brüssel eben herzugetreten s *nd, so ist die Zahl vollständig, die Berechnung wird angestellt, jeder zahlt 13 Silbergroschen, auch der alte Engländer, nachdem er seine Mary Gefragt und eine andre Summe herausgerechnet hat. Die Börsen werden

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