gezogen, die mit Blechschilden ausgerüsteten Bengel, die den Dom umlagern und umlungern, sprechen dazwischen englisch, französisch, kölnisch klingt es durcheinander — die Beter in den Betstühlen horchen auf. Sie ■müssen aufhorchen, es sind die Tabulettkrämer 19 im Tempel, es ist kein Tempel mehr, der Eindruck den man hat, ist so unkirchlich wie möglich. Das „heilige Köln“ ist das „heilige Köln“ nicht mehr. Unter diesem Eindruck blieb ich zwei Tage lang; der Tag meiner Abreise kam heran. Gassengewirr, Burgmauer, Römerthurm. Ich wußte nicht mehr wo ich war. Als ich um eine Ecke bog, Ein dunkler Hof mit einem Bogenthor; nach der Gasse heraus ein erleuchtetes Fenster. Zugleich klang Kirchengesang zu mir her. Auf dem dunklen Hofe stand ein Mann, der ein Kind auf dem Arm trug. Er schien unschlüssig, ob er eintreten solle. „Ist das St Ursula?“ Nein Herr das ist „Kopper-Marie“, du sollst eintreten, dacht’ ich. Ein Vorhof t Eisengitter, kleine Heiligenbilder an der Wand, der Weihrauch lag erstickend über den Betern. Ich konnte nur bis halb an das Gitter Vordringen vor mir knieten einzelne, andre standen aufrecht. Ich sah nun in die Kirche hinein. Alles dicht voll, arme, schlichte Leute wie es schien, viele Frauen. Die Kronen die brannten hatten nur vier Lichter, an dem einen Seitenaltar, der mir zunächs war, sah ich die geschnörkelten Säulen später Renaissance 20 , die Goldkapitelle längst blind geworden. Nun schwieg der Gesang. Vor den Hauptaltar trat eine Gestalt, das Weihrauchfaß wurde geschwungen, ich sah nichts mehr als den leuchtenden Schein, der hin und herflog. Die Responsorien begannen. Alles sank in die Knie. Die scharfen Laute des Glöckleins klangen dazwischen; das Fest trat, physisch wahrnehmbar, in seine Höhe ein. Mir wurde himmelangst, aber inzwischen hatte sich der Raum hinter mir gefüllt, unmittelbar hinter mir knieten zwei Nonnen und sperrten den Weg. Es ging mir wie Bangen und Entzücken durch das Herz. Im Grunde war ich froh, bleiben zu müssen. Der letzte Glöckleinklang; die Knieenden richteten sich wieder auf und traten zur Seite. Durch die schmale Thür im Eisengitter kamen die Beter heraus. Die Kirche leerte sich rasch; nach zwei Minuten brannten nur noch ein paar Lichter, alles war vorbei. Mit unter den Letzten trat ich aus der Kirche heraus. Als ich auf dem dunklen Hof stand, murmelt ich vor mich hin: „Das hält noch eine Weile.“
Koeln. Hotel Disch.
Montag d. 28.
a. Minoriten- Kirche. Gottesdienst. Blick hinein. Der betende Blaukittel am Eingang
b. Museum Wallraf-Richartz. Entree Die römischen (meist in Köln gefundenen) Alterthümer: Votivsteine, Grabdenkmäler, Büsten, Münzen, Mosaikfußboden, Steinsärge etc. Auch die permanente Bilder-Ausstellung gesehn.
c. „Groß-Martin Kirche“ von außen gesehn
d. Zur Table d’höte. Der Anekdoten-erzählende Direktor des Wallraf- Museums und sein Gast, der Conservation-suchende alte Franzose sammt Tochter neben mir.