(Bingen); gegenüber liegt Nassau mit Asmannshausen, Rüdesheim, Geisenheim und Schloß Johannisberg.
In Bingen stieg ich mit einem Herrn aus Breslau, dessen Bekanntschaft ich gemacht hatte, aus, um den sogenannten „Niederwald“ zu besuchen, an dessen Fuß eben Asmannshausen, Rüdesheim, Geisenheim und Johannisberg (sammt Schloß Johannisberg) gelegen sind.
Diese Parthie, die — wir machten sie nur in ihrer Haupthälfte — uns ohngefähr 4 bis 5 Stunden kostete, ist sehr lohnend. Kann man 2 Tage drauf verwenden, und ist man jung, frisch, weinverständig und in guter Gesellschaft, — so muß sie entzückend sein. Sie gewährt an ein paar Stellen wunderschöne Ausblicke und überall einen kostbaren Wein. Wir machten es so:
Erst in einem Boote quer über den Rhein bis Asmannshausen, von Asmannshausen (auf einem Maulesel) bis auf die Kuppe des Berges.
Hier im sogenannten „Jagdschloß“ dinirt.
Dann die Aussichts-Punkte des „Niederwald“ besucht: Zauberhöhle, Rossel-Turm, Eremitage und Tempel.
Dann vom „Tempel“ aus bergab nach „Rüdesheim“, an den Stellen vorbei, wo der Bischofsberger und Hinterhäuser (die beste Sorte) wächst und in Rüdesheim selbst im „Gasthaus zum Rhein“ eine Flasche Rüdes- heimer (Bischofsberger) ausgestochen. Oben auf dem Jagdschloß hatten wir Asmannshäuser getrunken. Der Rüdesheimer war sehr schön und nicht übermäßig stark; der Asmannshäuser aber, in aller seiner Glorie, ist doch sehr Geschmackssache. Vor Tische nippte ich ohngefähr einen Theelöffel voll, — er ging mir wie Feuer durchs Blut, nicht unangenehm, aber doch beängstigend, wenn man vorhat eine halbe Flasche davon zu trinken. Der ächte Asmannshäuser ist ganz dunkelroth, voll im Geschmack, gewürzhaft, vor allem aber adstringirend, so daß man freilich sagen darf, er schmeckt wie eine aromatische Tinte. Zum Verschneiden ist er gewiß vorzüglich, zum Trinken unbrauchbar. Uebrigens wächst der Asmannshäuser nur an einer verhältnismäßig kleinen Stella. Der Uferfels hat ohngefähr diese Form. [Folgt Skizze.]'' 2
Nun wächst der Rüdesheimer auf dem ganzen Gelände bis unmittelbar an Asmannshausen hinan, bei Ruine Ehrenfels ist er sehr schön, am schönsten aber fast unmittelbar hinter Dorf Rüdesheim (Hinterhäuser und Bischofsberger). Der Asmannshäuser wächst so zu sagen landeinwärts. Vom Dorf aus zieht sich eine Schlucht bis nach Aulhausen hinauf (Weg nach dem „Jagdschloß“). An dem linken Gelände dieser Schlucht wächst der Asmannshäuser. Der Berg, der eben durch die Schlucht vom „Niederwald“ und dem Gebiet des Rüdesheimer getrennt ist, gehört dem Herzog von Nassau, in dessen Keller deshalb fast aller Asmannshäuser kommt. Nur kleine Stücke, in der Nähe des Dorfes, gehören den Weinbauern. Das kleine Diner auf dem „Jagdschloß“ (wo sich auch eine Pension befindet) war ausgezeichnet; wir hatten einen superben Hasenbraten, eben frisch aus der Pfanne, und allerlei Zubehör. Bei mehr Muße, beßrer Gesellschaft und beßrer Gesundheit wäre es reizend gewesen. Als Dessert hatten wir Asmannshäuser Trauben, die uns kostbar
schmeckten.
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