Heft 
(1971) 12
Seite
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Alle die genannten 8 Kaiser waren in der Crypt-Kirche (die noch völlig intakt in den Formen des 11. Jahrhunderts erhalten ist) begraben. Die 8 Kaisergräber wurden 1689 von den Franzosen nach Schätzen durch­wühlt. Was an Gebeinen in den entweihten Grüften noch geblieben war, wurde nun, bei Restauration der Kirche, im sogenanntenKönigs-Chor beigesetzt. Die Kirche hat nämlich drei Chöre: 1. den Stiftschor (den eigentlichen Chor) 2. den Haupt- Chor (im Querschiff) und 3. denKönigs­chor, der vom Hauptchor aus, sich, wie ein Vorbau, in das Mittelschiff hineinerstreckt. Rechts und links davon, führen Treppen aus beiden Seitenschiffen zu dem Haupt-Chor hinan.

DieserKönigschor repräsentirt also eigentlich ein gemeinschaftliches Grabmal, unter dem vermauert und unzugänglich die Aschen und Gebeine der 8 Kaiser ruhn 63 . Vielleicht hat man von den Aschen und Gebeinen der 8 Kaiser auch gar nichts mehr gefunden und derKönigs­chor ist nur ein Gedächtnisbau, doch glaube ich, hat mir der Glöckner der Erstre erzählt. Durch zwei Monumente, die auf demKönigschor stehn (ganz so wie z. B. in Roeskilde) ist die Stätte als Begräbnisplatz von Königen charakterisirt. Es befinden sich daselbst die Standbilder von Rudolf von Habsburg und Adolf von Nassau, jenes 1843 auf Anordnung König Ludwigs von Baiern, dieses schon 1824 durch Herzog Wilhelm vor: Nassau seinem Ahnherrn errichtet.

Außer diesen neuren Monumenten befindet sich nun noch ein sehr altes in der Crypt-Kirche. Es ist der Grabstein Rudolfs von Habsburg, der wahrscheinlich unmittelbar nach seinem Tode angefertigt wurde. Er gilt für durchaus ächt, ist wohl erhalten und eine vorzügliche Arbeit. Die Stelle wo er liegt, ist nicht die alte Grabstelle; wenn ich nicht irre lagen sie alle (die 8 Kaiser) mehr dem Altar zu. Sowohl durch sein Alter, wie durch seinen künstlerischen Werth ist dieser Grabstein sehr bemer- kenswerth; freilich verschwindet er, was hohes Alter angeht, neben dem der Königin Plectrudis (Gemahlin Pipins) in der KircheSankt Maria im Kapitol zu Köln, der noch dazu ebenfalls ausgezeichnet gut erhalten ist 04 .

In der Crypt befinden sich noch zwei alteWürfel-Altäre und ein großer Taufstein, beides aus der Zeit der Gründung der Kirche. Der Taufstein hat eine sehr eigenthümliche Form, etwa so [folgt Skizze] 00 .

In der Nische der schon erwähnten Sankt Afra Kapelle, befindet sich aus neurer Zeit, das Bildnis der Heiligen und blickt auf die Stelle nieder, wo der Sarg'Heinrichs IV fünf Jahre lang unbeerdigt stand.

Ein moderner Anbau an die alte Kirche, und zwar an die Westfront sich lehnend, ist die sogenannteKaiser-Halle. Sie ist, nach Entwürfen des Baudirektors Hübsch in Karlsruhe, von 1854 bis 58 ausgeführt. Es finden sich an und in derselben eine Menge interessanter Dinge; so z. B. sind die Gewölbekappen eine Art Mosaik aus weißgelblichen und rothen Ziegel­steinen; die letztem bilden die ausschmückenden Linien und Bänder. Es sieht sehr fein aus und überrascht durch seine Einfachheit. Hier Anden sich ferner Fresken, Reliefs (die letztem Szenen aus dem Leben Rudolfs von Habsburgs darstellend) und vor allem die Kolossal-Bildnisse

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