eine erste bewegende Kraft bekommen, welcher menschlicher Mut und menschliche Kräfte ungleich, inadequat, sind und bleiben werden. Überdies läuft es gegen die Bestimmung des Menschen, das kaltblütige Totschlägen zu dem Range einer Wissenschaft zu erheben. Die Sache enthält einen Mißbrauch seiner Naturgaben; ein Mißbrauch kann aber nie in eine gründliche Theorie verwandelt werden. Kurz, der Verfasser sucht aus der Kriegsgelehrtheit selbst darzutun, wie wenig es mit der Kriegsgelehrtheit auf sich habe, wozu, Nota bene, die Geschichte aufs willigste die Hand bietet.
Die Absicht, der Endzweck.
Daß diese Schrift, wenn sie etwa Fortun machen sollte, als ein geringer Zufluß zu dem Tropfbade herbei rieselte, welche endlich die alte verhärtende Geschwulst der Kriegs- und Zerstörungsseuche in den Herzen der Großen, noch mehr aber in den Herzen ihrer unmenschlichen Ratgeber und Verleiter (an dem größesten Quantum der Völkertrübsale ist diese letzte Klasse schuld) erweichen und zerteilen muß. Berenhorst. 1 Ein Biograph Berenhorsts, der ihm eng befreundete Dr. Spieker, schrieb 1803 zu Bülows Darstellung des Feldzugs von 1803 über dessen Beziehung zu Berenhorst: ,Der Herr von Bülow, der genievolle Verfasser des Geistes des neueren Kriegssystems, sagt... Folgendes zu den Betrachtungen: Der Verfasser, dessen Geistesblick ebenso umfassend als Scharfsinnig eindringend ist, beweist zwar vortrefflich, daß die jetzt gewöhnliche Taktik keine Taktik ist, weil sie im Kriege unmöglich ausgeübt werden kann; aber nach ihm gäbe es überhaupt keine Kriegskunst. Wer so viel beweist, beweist nichts, kann man auf das geniereichste Werk der neueren Zeit, die .Betrachtungen 1 , anwenden. Und S. 164 sagt er: Ich muß noch bekennen, daß ohne die .Betrachtungen über Kriegskunst“ ich nicht auf die Entdeckungen würde gekommen sein (daß es mit der neueren Taktik gar nichts sei). So legt ein Schriftsteller das Fundament, worauf ein anderer minder verdienstvoller fortdauert 1 — bekannt sich also als Berenhorsts Schüler.
Die politisch schärfste Kritik Berenhorsts, vor allen Dingen am System der friderizianischen Armee, findet sich in einem Briefe an seinen Freund, den berühmten Rechtsgelehrten Gustav Hugo in Göttingen, vom 26. Mai 1802: ,Da hier noch Raum ist, so will ich denselben mit einem Einfalle ausfüllen, der mir heut Nachmittag beim Kaffee einfiel. Bonaparte findet an Toussaint L,'Ouvertüre seinen Mann, so wie die französischen Krieger an den Schwarzen auf Hispanolia ihre Männer finden, die ihnen gleichem Maaße messen. Dieselbe Scheinheiligkeit, dasselbe Anhängen moralischer Grundsätze und Gesinnungen, dieselben Beteuerungen redlicher Absichten, im Grunde jedoch völlig ähnlicher Macchiaveilismus, nur mit korsi- kanischen gelben und afrikanischen schwarzen Modifikationen; gleiche Treulosigkeit, Tätigkeit, Entschlossenheit, Grausamkeit. Dieses zwischen den Häuptern; zwischen den Soldaten — gleiche Taktik des Umzingelns und Tiraillierens (nach Bülows Geist des neueren Kriegs-Systems), worin an Gewandtheit, Eifer für die Sache, List und Unermüdsamkeit die Afrikaner die Welschen in eben dem Grade übertreffen, als diese die
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