,Das Bülowsche Buch ist nunmehr streng verboten. Bei dem Buchhändler Behr sind noch 22 Exemplare konfisziert worden. Bülow selbst hat man bei einem Mädchen in der Kronenstraße arretiert. Bei dieser hat man auch eine ihn sehr gravierende Korrespondenz mit einem Herrn von Nordenschild in Stockholm gefunden. In der wegen seiner Verhaftung erlassenen Kabinetts-Ordre, die auf Veranlassung der russischen Gesandtschaft erfolgt sein soll, ist verfügt worden, seinen Verstandes-Zustand durch Ärzte zu explorieren, um ihn, falls er verrückt befunden wird, zur Charite abliefern zu können. Einige glauben, er werde über die Grenze geschafft werden.“
Zusammenfassend schreibt Berenhorst in einem Brief an den bekannten Rühle von Lilienstern vom 18./19. Februar 1808: ,... Von der letzten Szene des Dramas, welches dieser beklagenswerte Mensch von durchdringendem Verstände, unendlichem Witz und seltenen Einsichten auf dieser Erde gespielt, gibt mir jemand aus Kolberg folgende Nachricht: Bülow kam zu der Zeit in Kolberg an, als General Lucadou noch gouver- nierte. Auf der Durchreise durch Stettin in Lombards Namen mit Steinen geworfen, ging es ihm in Kolberg nicht viel besser. Der vornehme eben sowohl als der gemeine Pöbel, ohne zu wissen, was der vermeintliche Landesverräter eigentlich verbrochen, wetteiferten, ihn zu beschimpfen. Vernachlässigt und dem Mangel preisgegeben, fand er nur Freunde in der Person eines Doktors und eines Apothekers, vernünftige Menschen, die seinen Wert auch unter der durch Mißmut und Druck häßlich gewordenen Hülle zu erkennen wußten. Durch diese uneigennützigen Wohltäter und nachmals durch den Kommandanten Gneisenau ist seine Lage sehr verbessert worden, bis er sich einmal in einem Weinhause mit einem pensionierten Obristleutnant prügelte, und Gneisenau ihn wieder einsperren ließ in ein Zimmer über dem Tore auf dem Walle. Witz und Laune haben ihn nie verlassen. Schade, daß dieser Genius sich so oft im Rinnstein gewälzt hat! In der Wirklichkeit hat er es auf den Straßen zu Kolberg, und moralisch in nachgelassenen Handschriften getan. Geist ist in Allem, aber umgeben von mancherlei Schmutz, vorzüglich von Ausbrüchen des gröbsten Egoismus. Auch sind alle unvollendet. Es scheint, sein Verstand sei nicht geregelt genug gewesen, um lange bei einer und derselben Sache zu bleiben. Von den nachgelassenen Manuskripten heißt das eine: Historische Blicke auf die Könige von Preußen aus dem Hause Hohenzollern; es ist mit bitterer Satire verfaßt, vorgreifend in der Zeit, da es die Szenen von Auerstädt, darstellt, bei Friedrich II. aber abreißt. Friedrich I. ist dem Verfasser der einzige lobenswerte Regent der ganzen Dynastie. Das andere Manuskript heißt: Darstellung der neueren Kirche, und enthält eine ausführliche und anständige Erläuterung des Systems Swedenborgs 3 , ob zwar mit einigen Politischen Abschweifungen. Einige, denen er diese Schrift mitgeteilt, machten ihn besorgt. Niemand würde sie kaufen. Da schrieb er geschwind eine Schmähschrift auf Julius v. Voß, Verfasser des Heinrich v. Bülow, und den mit Recht berühmten Verteidiger einer weitläufigen Festung als Vorrede zu dem System Swedenborgs, um diesen Abgang zu verschaffen. Ein drittes Manuskript hat derjenige, welchem er es bei der
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