2 Soweit sich feststellen läßt, wird der Name Berenhorst im gesamten Werk Fontanes nur einmal, in einem Brief des Dichters an Bernhard von Lepel unter dem Datum März 1860 (nach Peters II 267/69) genannt: , .. . macht es Dir Mühe mich wissen zu lassen, was Du von den Büchern, die die Mark Brandenburg etc. betreffen außer dem Vehse noch hast. Laß mich versuchsweise ein paar Namen nennen. Büsching; Nicolai; Poellnitz; Ordensrath König; Behrenhorst: Canitz (Gedichte); Varnhagen; einige Regimentsgeschichten Brandenburgischei Regimenter; Kloeden (Die Quitzows).* Zur Buchliste vermerkt Petersen im Kommentar (Band II, S. 416): ,Die Bücherbestellungen dienen der Arbeit an den .Wanderungen*. Die Antwort Lepels geht auf die Anfrage nicht ein.
3 Dem Bezug auf Svedenborg entspricht im Roman in etwa der heftige Angriff Bülows gegen Luther ,in der Decadence*: bezeichnend für Fontanes Vorliebe für Dissenter jeglicher Observanz.
JOHN A. S. PHILLIPS (England, z. Zt. München)
Die Familie Merington: Theodor Fontanes Freunde in der Not
Es ist eine seltsame Erscheinung bei Fontane: so sehr er in seinen Frühschriften aus dem Jahre 1852 England tadelt, um so mehr stellt er in seinem Spätwerk, vor allem in seinen Berliner Gesellschaftsromanen, dieses Land durchaus positiv dar. Freilich muß man dabei die Frühkritik Fontanes gegen England und seine Reverenz für die Tradition und Geschichte sowie für die politische Freiheit, vor allem für die dort herrschende Pressefreiheit, auseinanderhalten. Gerade in den Aufsätzen Fontanes über England wird man bereits des Spannungsverhältnisses zwischen Altem und Neuem gewahr, ein Problem, das sein ganzes Werk durchzieht. Nur der Ton der darin enthaltenen Kritik ist, wie Helmuth Nürnberger es aus jenen Schriften Fontanes abstrahierend und treffend darstellt: ,Mammonismus, Dünkel und Scheinheiligkeit“ l , ausgesprochen scharf und ein ganz anderer zu dem, den Fontane in seiner Behandlung des England-Motivs in seinem Spätwerk und in seinen sonstigen Äußerungen, vor allem im späten Briefwechsel mit James Morris anschlägt. In seinem Aufsatz, genannt .Parallelen“ in ,Aus England und Schottland“ (1856), tauchen z. B. Phrasen auf wie: .England und Deutschland verhalten sich zueinander wie Form und Inhalt, wie Schein und Sein“ 2 , oder auf der nächsten Seite: ,Der Deutsche lebt, um zu leben, der Engländer lebt, um zu repräsentieren“ 3 , oder, wie Fontane später schreibt: ,Mit kurzen Worten: England ist aristokratisch, Deutschland demokratisch“ 4 . Dagegen wird gerade in seinen Berliner Gesellschaftsromanen England als das Land bezeichnet, das auf ein menschlich-gesellschaftlich Versöhnendes hinzudeuten scheint, sei es ein wenig zitiertes Beispiel des englischen Pastors in Rom, der Melanie in .L’Adultera“ nach ihrer Flucht mit Rubehn Trost zuspricht 5 , die versteckten Huldigungen für englische Lebensformen in ,Frau Jenny Treibel“ 0 oder später, wie uns Charlotte Jolles erklärt:
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