ton (1769—1829), der u. a. Berater von Napoleon und Bekannter von Lafayette gewesen sein soll und dessen Lehre der Versuch war, Fremdsprachen nicht durch Einpauken von Grammatik und Wortlisten zu lehren, sondern durch eine analytische Interlinearübersetzung und eine das Interesse anregende Besprechung von Texten der betreffenden Sprache. Die Bedeutung dieses Systems, eine Bedeutung, die nicht ohne weiteres von Hamiltons Zeitgenossen anerkannt wurde, war in seiner Modernität und vor allem im Emanzipatorisehen der Lehrmethodik zu sehen*. Es war der humane Versuch, den Lehrstoff für die Schüler lebendig zu gestalten. Über die damalige, als brutal zu bezeichnende Pädagogik in England hat Charles Dickens in seinen Romanen, vor allem in ,Oliver Twist* (1837—1839) und ,David Copperfield* (1849—1850), gebührend berichtet.
Mrs. Merington setzte die Arbeit ihres Vaters fort; sie übersetzte Graf Alfleri Vittorios Drama ,Merope* bereits 1831 nach dem Hamilton-System und schrieb einige Lehrbücher, die wahrscheinlich wegen der Opposition zu ihrem System seitens des Establishments oder sogar wegen mangelnden Interesses erst von den Töchtern nach ihrem Tode herausgegeben wurden. Aber die Interessen dieser Familie gingen über die Pädagogik hinaus. Wie Fontane selbst schreibt, waren die Meringtons mit der Künstlerfamilie Stone ,aufs herzlichste befreundet* 40 . Die Stones waren wiederum sehr eng mit Charles Dickens befreundet. Als der alte Frank Stone 1859 starb, bemühte sich Dickens, dem jungen Marcus Stone Aufträge zu vermitteln, bzw. ließ Dickens die Skizzierungen für seine Bücher von ihm herstellen. Wir hätten also Anlaß anzunehmen, daß die Meringtons über die Familie Stone die Bekanntschaft mit dem berühmten Schriftsteller gemacht haben. Bezeichnenderweise scheint im Briefwechsel zwischen Fontane und Emilie, während Emilies erstem Besuch bei den Meringtons, erwogen worden zu sein, daß Emilie einen Besuch bei Dickens machen sollte, als Fontane ihr am 25. Januar 1859 den Rat gibt: ,Geh nur ja zu Dickens und sieh überhaupt, was sich sehen läßt* 41 . Diesem Rat scheint Emilie auch gefolgt zu sein, da sie in ihrer Antwort an ihren Mann vom 3. Februar 1859, kurz vor ihrer Abreise von London nach Berlin, schreibt: .Heute Abend zu Dickens* 42 . Allerdings gibt es weder in diesem noch in anderen Briefen Emilies eine Bestätigung, daß sie tatsächlich hingegangen ist.
Der Bekanntenkreis der Meringtons war damit nicht zu Ende, vielmehr sollen sie mehrere Persönlichkeiten der Londoner Gesellschaft und des Künstlerlebens gekannt haben, obwohl sie nur, wie Fontane, zunächst in ganz bescheidenen Verhältnissen wohnten. Jedoch waren es gerade die bescheidenen Wohnverhältnisse, die es Fontane erleichterten, sich bei den Meringtons vorzustellen. Der fehlende Frack war bei den Meringtons ohne jede Bedeutung. Sie waren selbst arm und scheinen dafür sowieso von Grund aus zu menschlich gewesen zu sein. Als es später den Meringtons finanziell bedeutend besser ging, den Fontanes aber wesentlich schlechter, war Emilie mehrere Wochen bei dieser englischen Familie zu Gast. Im Grunde genommen war es das Menschliche, das bei den Mering-
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