Die Ereignisse im „Roten Luch“ 1945 bis 1946 und der Wiederaufbau des Theodor-Fontane-Archivs
Ein abschließender Bericht
Manches Herrliche der Welt ist in Krieg und Streit zerronnen, wer beschützet und erhält, hat das schönste Los gewonnen.“
Diese Worte Goethes wollen wir als Leitmotiv unserem Bericht über die unersetzlichen Handschriftenverluste des Fontane-Archivs 1945 bis 1946 und den Wiederaufbau zur umfassendsten Nachlaßsammlung Theodor Fontanes und anerkannten internationalen Forschungsstätte voranstellen, in der seit 1958 Germanisten aus der Deutschen Demokratischen Republik, aus der Bundesrepublik Deutschland, aus der Sowjetunion, aus den Volksrepubliken Bulgarien, Polen, Ungarn, ferner aus Australien, Belgien, England, Frankreich, Kanada, Neu-Seeland, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Nordamerika arbeiteten. Das Gästebuch des Fontane-Archivs ist ein Spiegelbild der weltweiten Beschäftigung mit dem Werk des Humanisten Theodor Fontane.
Es ist in Fachkreisen und darüber hinaus bekannt, daß die Konzentrierung des Handschriften- und Literaturbestandes im Theodor-Fontane- Archiv in den Jahren 1947 bis 1970 in erster Linie durch die Förderung der Regierung der DDR (Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen) und durch eine vorbildliche Zusammenarbeit der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin, der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität, Berlin, der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek (seit 1969 Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek), Potsdam, und des Rates des Bezirkes Potsdam möglich war. Nicht bekannt ist jedoch die Tatsache, daß Frau Luise Röbel aus Neuenhagen bei Berlin, 1945 auf dem Provinzgut „Rotes Luch“ bei Müncheberg in der Mark tätig, durch verantwortungsvolles Handeln wertvolle Handschriftenbestände rettete und somit die Voraussetzungen für den Wiederaufbau des Fontane-Archivs zum Zentrum der Fontaneforschung geschaffen hat.
Mit der Geschichte des Fontane-Archivs, speziell auch mit den Handschriftenverlusten, beschäftigen sich zwei Arbeiten:
1. Fricke, Hermann: Das Theodor-Fontane-Archiv. Einst und jetzt. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. 15 (1964), S. 165—181.
2. Schobeß, Joachim: Der Nachlaß Theodor Fontanes 1898—1965. Dreißig Jahre Theodor-Fontane-Archiv in öffentlicher Hand. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen. 79 (1965), S. 729—745.
In diesen Arbeiten wurde u. a. auch die Verlagerung der Handschriftenbestände in das Arbeiterwandererheim „Rotes Luch“ der damaligen Provinzialverwaltung Brandenburg und die spätere Rückführung vermerkt, jedoch blieben verständlicherweise viele Fakten unaufgeklärt.
Als am 30. Januar 1967 eine Sendung des Berliner Rundfunks über die Geschichte und die gegenwärtige Wirksamkeit des Fontane-Archivs ausgestrahlt wurde, meldete sich in Potsdam Frau Luise Röbel aus Neuenhagen bei Berlin und teilte mit, daß sie 1945 mit Genehmigung des