Heft 
(1971) 12
Seite
278
Einzelbild herunterladen

diesen Raum zu verschließen, und er entsprach auch meiner Bitte. Bei näherem Betrachten hatte ich festgestellt, daß es sich um verlagerte Bestände aus Potsdamer Archiven handeln mußte. Mit Zustimmung des Kommandanten machte ich mich in den nächsten Tagen auf und legte den Weg nach Potsdam (ca. 65 bis 70 km) mit einer Zwischenstation in Neuenhagen zu Fuß zurück. Leider war mein Bemühen vergeblich; es gelang mir nicht, in Potsdam eine Person zu finden, die sich für die sichergestellten Werte interessierte. Stundenlang suchte ich in einem großen Gebäudekomplex der Potsdamer Provinzialverwaltung nach einer Stelle, die dafür zuständig sein könnte, mußte aber unverrichteter Dinge umkehren.

Kurze Zeit darauf machte ich mich zum zweitenmal auf, wieder zu Fuß, da ja noch immer keine Fahrtmöglichkeit bestand; fand nun die Glienicker Brücke gesperrt, erreichte aber doch auf Grund einer Bescheinigung in russischer Sprache, daß ich in die Stadt eingelassen wurde (Potsdamer Konferenz). Dieses Mal hatte ich etwas mehr Glück. Beim Amt für Denkmalspflege fand ich jemand, dem ich alles erzählen konnte; aber einen Rat wußte er zunächst auch nicht. Ich wurde gebeten, die Schriften und das Material zu sortieren, Schäden möglichst zu beseitigen und alles gut zu hüten, bis sich die Möglichkeit der Abholung ergebe. Wieder im ,Roten Luch 1 , bemühte ich mich, neben meiner Arbeit, die mir dort oblag, alles zu sichten, Beschmutzungen zu entfernen, zerrisene Exemplare zu kleben usw.; eine mühevolle Beschäftigung, da mir dafür nur primitive Mittel zur Verfügung standen. Ich wartete nun auf eine Nachricht, wann die Abholung erfolgen solle; aber es geschah nichts.

Im Spätsommer 1945 erkrankte ich schwer an Diphtherie und wurde im ,Roten Luch- von einer dort verbliebenen Krankenschwester gepflegt. Nach meiner Genesung gab es dort nichts mehr für mich zu tun. Ich wollte nach Neuenhagen zu meinen Kindern zurück. Doch belastete mich die Verantwortung für das Archivmaterial, das ich nicht so ohne weiteres zurücklassen wollte. Ich schrieb deshalb am 17. 11. 1945 an das Amt für Denkmalpflege und bat dringend um Abholung. Die Antwort auf mein Schreiben, die ich aus Potsdam erhielt, besitze ich noch. Erst im Mai 1946 erschienen ohne Ankündigung in einem PKW Herr May und Fräulein Dr. Jutta Fürstenau aus Potsdam vor meiner Wohnung in Neuenhagen und baten mich mitzukommen, um die zur Abholung fertiggestellten Bestände im ,Roten Luch zu besichtigen. Ich fuhr mit, und als wir dort ankamen, mußten wir feststellen, daß die in dem Büro sichergestellten Handschriften, Briefe, Urkunden usw. des Fontane-Archivs bereits.. abgeholt worden seien. Aber niemand konnte genau sagen, von wem und wohin sie gebracht worden waren. Man gab Buckow als wahrschein­lich an. Herr May und Fräulein Dr. Fürstenau fuhren daraufhin mit dem Auto nach Potsdam zurück; ich suchte nach den vom ,Roten Luch nach Buckow überführten Materialien, bis ich sie schließlich in dem- Keller eines Hauses, das zur Bürgermeisterei gehörte, wiederfand.

Soweit der Bericht von Frau Luise Röbel. In einer Zusammenfassung teilte Frau Luise Röbel mit:Ich kann mit gutem Gewissen behaupten,

278