Eigentum des Fontane-Archivs an diesen Handschriften festgestellt worden ist, auf Versteigerung beharren und von einem ausländischen Sammler auf ihre moralische Verantwortung hingewiesen werden müssen.
In diesem Zusammenhang drängt sich uns der Unterschied zwischen dem uneigennützigen und selbstlosen Verhalten von Frau Luise Röbel 1945 bis 1946 und der seltsamen Einstellung einiger oder vielleicht auch nur eines Einlieferers von Fontane-Handschriften bei West-Berliner und westdeutschen Auktionsfirmen auf. Wir müssen hier die Frage stellen, was würde wohl Theodor Fontane in seiner humanistischen Einstellung dazu sagen, dem — um mit seinen eigenen Worten zu sprechen — jede „Geldsackgesinnung“ zuwider war. Hermann Fricke schrieb in seinem von uns eingangs zitierten Aufsatz: „Die Geschichte der Fontane-Handschriften liest sich fast wie eine Räubergeschichte und der alte Herr aus der Potsdamer Straße würde — wenn es nicht ihn selbst beträfe — die größte Freude an solch einer Story gehabt haben, in der nichts fehlt...“ Wir bitten alle, die dazu beitragen können, dieser „Räubergeschichte“, wenn auch etwas verspätet, ein Ende zu bereiten. Wir bitten vor allem die Auktionsflrmen in Westdeutschland und in West-Berlin, die vom Fontane-Archiv auf Handschriften aus dem Diebesgut aufmerksam gemacht werden, ihren Einfluß dahingehend auszuüben, daß diese Auto- graphe an das Fontane-Archiv zu einem zu vereinbarenden Preis zurückgegeben werden.
Die Konzentration der Handschriften sowie der einschlägigen Primär- und Sekundärliteratur an einem Ort, nämlich im Theodor-Fontane-Archiv der Deutschen Staatsbibliothek in Potsdam, stellt für alle, die über Theodor Fontane arbeiten, eine unschätzbare Hilfe dar. — Die Redaktion
Aus der Arbeit des Theodor-Fontane-Archivs
Jahresbericht 1970
(Die in Klammern angezeigten Zahlen geben den Bestand und die Benutzung 1969 an.)
Im Jahre 1970, dem Jahr nach der festlichen Begehung des 150. Geburtstages THEODOR FONTANES in Potsdam, können wir eine weitere Bestandsvermehrung und auf verschiedenen Gebieten eine ansteigende in- und ausländische Benutzung des FONTANE-ARCHIVS der Deutschen Staatsbibliothek nachweisen.
Im Berichtsjahr waren, teilweise bis zu sechs Wochen, 98 (72) Benutzer und Interessierte im FA, u. a. aus der BRD 3 (10), aus England 1 (2). aus Frankreich 9 (1), den Niederlanden 2 (0), aus der VR Polen 1 (2). der Schweiz 1 (2), aus der VR Ungarn 2 (0) und aus USA 2 (1).
Das FA wurde 1970 an 198 Tagen benutzt. Die Benutzung erstreckte sich auf 1394 (1814) Handschriften und Abschriften von Original-Handschriften, 493 (311) Bücher und Sonderdrucke sowie 3523 (1503) Zeitungsartikel-