Heft 
(1973) 16
Seite
580
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Scherben vom Burghügel, der zuletzt von J. Hermann 1 ' mit behandelt wurde, nur wenig hinzugekommen, was unser Wissen hätte bereichern können. Wahrscheinlich geht die Burg auf eine slawische Anlage zurück, die schon vorhanden war,als 1150 Albrecht der Bär in die Mark kam und das eroberte und in langen Kriegen halb entvölkerte Land mit Kolonisten besetzte. Hierüber herrscht Uebereinstimmung der Forscher. Wohl aber gehen die Meinungen in der Frage auseinander, wer unmittel­bar nach der Besitzergreifung mit Burg Friesack belehnt wurde. Zu­nächst dürfte sie im Besitz der Edlen Herren von Friesack gewesen sein, die zwischen 1256 und 1290 in den Quellen erscheinen. 25 Später fiel das Land Friesack mit der Burg als erledigtes Lehen an die Landesherrschaft zurück und findet sich im Verlaufe des 15. Jahrhunderts fast ausschließ­lich im Lehnbesitz der sich weit verzweigenden Familie von Bredow. An die Burg lehnte sich die vermutlich im 12./13. Jahrhundert entstandene Stadt Friesack an. Eine neuere Untersuchung zur Entstehung der Stadt unter Heranziehung der Bodenfunde steht noch aus. 28

Verlassen wir Friesack in westlicher Richtung, so erreichen wir nach einer Fahrt, vorbei an dichten Waldungen, auf einer nicht besonders empfehlenswerten Landstraße das Dorf Klessen. Linker Hand, unweit der Kirche, stoßen wir bald auf das ehemalige Gut des Grafen von Bredow. Das Gutshaus, im Jahre 1723 in einemhübschen guten einfachen Stil erbaut, beschreibt Fontane:Die ganze Front und der Risalit haben kleine allegorische Gestalten über der Paterrefenster-Reihe. Nichts von Bedeutung. Es war ein altes Fachwerkhaus, das neuerdings umgebaut und massiv gemacht oder umkleidet worden ist. Aber es war hier nicht das Gutshaus, das Fontane im besonderen Maße anzog, sondern der südwestlich vom Dorf liegende See.Dieser See, der mit den anderen havelländischen Wässern in Verbindung steht, hat die schönsten Fische Das kommt, weil er klaren Sand-Untergrund hat und das reinste schöne Wasser. So kommt es, daß er den Charakter einer Fisch Verwandlungs­anstalt angenommen hat: sumpfig, moorig kommen die Aale, Schleie, Bleie hinein und verändern nach Jahresfrist sich derart, daß die Leute sagen: ,das ist ein Klessener Aal, weil sie den Unterschied schmecken. Am schönsten sind die Zander.

Der Klessener See ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet geworden und wird in den Sommermonaten von vielen Campingfreunden aus näherer und weiterer Umgebung aufgesucht. An den See schließt sich in einiger Entfernung der sogenannte Weinberg an, auf dessen Kuppe sich zu Fontanes Zeiten ein Aussichtsturm befand, der leicht vom Gutspark, im englischen Stil gehalten, zu erreichen war. Von dort oben hatte man einen vorzüglichenBlick auf Stölln und Rhinow. Klessen befand sich ebenso wie das benachbarte, im Innern des Ländchens Friesack gelegene Görne, seit dem 14. Jahrhundert im Bredowsehen Besitz 27 . In Görne besah sich Fontane besonders das Gutshaus, ..seine Bilder, seine Gobelins, auch das Bild mit der alten Burg Friesack. Sorgsam verzeichnete er all die Bilder und Gemälde, die das Haus zierten, so einige imCanaletto-Stil, die den Gartensaal schmücken undim