Heft 
(1973) 16
Seite
582
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Blüte, die den Charakter von langem Seidenhaar hat. Hiermit schmückt das havelländische Mädchen ihre Kammer, es ist das Makart-Bukett dieser Gegenden. Der Pfauenflachs wächst noch am Teufelsberg; heute Naturschutzgebiet. Der Brauch ist allerdings schon lange verloren gegangen.

Das Gutshaus in Landin, das Fontane 1889 besuchte, vermutlich logierte er dort, ist 1945 abgebrannt. Es stammte aus der Mitte des 18. Jahr­hunderts.Dies vergleichsweise moderne Haus ist auf alten Keller­gewölben errichtet, deren vielfach über 14 Fuß dickes Mauerwerk zeigt, daß hier ein alter Schloßbau von Bedeutung gestanden haben muß, deren Ansehen wohl nur durch die Nachbarschaft der mächtigeren größe­ren und politisch so vielfach bedeutender auftretenden Burg Friesack herabgedrückt wurde.

Anderthalb Kilometer von Landin entfernt liegt Kriele. das man von Landin aus bequem zu Fuß erreicht.

In Kriele lernte Fontane den Pastor Jacobi und den Dorfschullehrer Zowe kennen. Später erinnert er sich noch lebhaft in einem Brief an Jacobi an seinen dortigen Aufenthalt:Ich habe die bei Ihnen verlebten Stunden noch in frischester Erinnerung: das Haus- die Bank, die Linden, die alte Kirche und den Epheu, der, wenn ich nicht irre, an der der Pfarre zugekehrten Seite dran emporkletterte. In der Kirche selbst war etwas von historischem oder katholischem Überbleibsel, doch hab ich vergessen was. Dann machten wir einen Spaziergang, und ich fand Gelegenheit mich in die Museumsschätze Ihres alten Lehrers, eines vollkommenen märkischen Originals, zu vertiefen. 30 Die Beschreibung von Lehrer Zowe und dessen Sammlung heimischer Altertümer und Kuriositäten wollte Fontane besonders ausführlich vor­nehmen, ebenso das Zowesche Putz- und Studierzimmer. Zowe ging über die Felder und wußtewo sie, die Urnen, nach Lage und Himmels­gegend überhaupt nur Vorkommen können, hält an solchen Stellen Umschau und ersieht nur aus allerhand kleinen Zeichen genau, wo die Urnen sein müssen und greift nie fehl. In Lehrer Zowe sah man immer wieder das Urbild des Kantors Krippenstapel imStechlin. Dies ist wahrscheinlich.

An Ort und Stelle legte Fontane ein Verzeichnis der Zoweschen Sammlung an und skizzierte zur späteren, besseren Erinnerung eine Broche-Nadel (Fibel). 31

Auf vier Blättern notierte er:1. Heidnisches Götzenbild, kleine Figur, gute Rückenbildung, vorn nur noch der Arm erhalten. Gefunden zwischen Kriele und Senzke, beim Baumpflanzen. 2. Viele Seeigel, versteinert, zum Teil sehr schöne Exemplare. 3. Urnen aller Art und Grade. 4. In einer Urne eine Broche-Nadel, abgezeichnet. 5. Tränenkrug. 6. versteinerte Schildkröte. 7. Versteinertes Buchenholz. 8. Geweih eines Gabelhirsches. Zwei Exemplare. Gefunden 6 Fuß tief im Friesacker Luch. 9. Streitäxte. 10. Streithammer. 11. Donnerkeile, schöne Exemplare. 12. Enten- oder Vogelkopf in Feuerstein. Ob aus Zufall so, oder ob wirklich ein solcher Tierkopf in Feuersteinmasse versteinern könnte, ist schwer zu sagen.