schwedischen Offizier. Zum Zeichen der Unvergänglichkeit des Reichtums ihrer Familie warf dieses Fräulein bei einem Spaziergang einen goldenen Ring in den Gräninger See, in der Meinung, daß ihr Reichtum ebenso wenig vergehen könne, wie der Ring jemals wieder gefunden wird. Ais man später einmal einen Fisch aus dem besagten See zerlegte, fand sich der auf immer verloren geglaubte Ring wieder. Von Stund ar. schwand der Wohlstand der Familie von Lochow und schließlich fiel im Jahre 1686 Nennhausen als erledigtes Lehen an den Kurfürsten zurück. ..Ein kostbares Perlbett und Schmuckkästlein sollen noch auf dem Grashofe vergraben sein.“ An Nachgrabungen hat es nicht gefehlt. Was zum Vorschein kam, war ein bronzezeitliches Hängebecken, das 1945 im Museum Rathenow verloren ging.™’
Nach Nennhausen wollen wir uns wieder dem Ländchen Friesack nähern und besuchen zunächst einmal Liepe. Liepe und Damme liegen auf zwei diluvialen Inseln und überragen das sie umgebende Tal des Havelländischen Luches. Zu früheren Zeiten, wenn die Wiesen unter Hochwasser standen, waren beide Dörfer nahezu von der Außenwelt abgeschnitten. Erst durch die Aufschüttung des sogenannten Dämmer Damms, der Nennhausen und Damme verbindet, milderte sich dieser Übelstand. Damme gehörte im 12. und 13. Jahrhundert zum Besitz des Brandenburger Domkapitels. 37 In Liepe hatten die von Bredow laut Landbuch von 1375 sdion einen Besitzanteil. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte es ihnen ganz. 38
In Liepe wohnte Graf Friedrich L. W. von Bredow (1819—1886). Er hat von der „in den 70er oder 80er Jahren erschienenen Familiengeschichte der Bredows den 1. und 3. Teil geschrieben, während der Geh. Archivrat v. Mülverstedt den 2. Teil... geschrieben hat“. 39
Fontane hatte den Grafen Friedrich v. Bredow-Liepe persönlich bei Beutner, dem Chefredakteur der Berliner Kreuzzeitung, kennengelernt Dieser Graf von Bredow muß eine eigentümliche Persönlichkeit gewesen sein: „Seine Aengstlichkeit in Bezug auf sich und andere. Besonders waren es zwei Dinge, die sein Gemüt ständig belasteten: Scheintod und Ansteckung- Er drang auf Vorsicht, Innehaltung der Fristen, am liebsten darüber hinaus, und wenn wer begraben wurde, sah er über die Kirchhofsmauer, als erwarte er was. Ebenso bei Krankheiten, Typhus etc. War er durch ein Zusammentreffen von Umständen oder durch Amt und Pflicht in die Lage gekommen, mit kontagiösen Personen in Berührung zu kommen, so schloß er sich womöglich auf Wochen hin von der Welt ab, um das Kontagium seinerseits nicht weiter zu tragen.“ Er war Junggeselle und ließ die Kirche in Liepe erbauen, die Fontane bei seiner Visite vorfand. „Die Kirche selbst macht einen für unsere Mark ganz merkwürdigen Eindruck. Wie man in Bonsecours (?) bei Rouen eine Musterkirche gotisch nach Violetle Duc hergerichtet hat, so hat hier der Graf Liepe alles moderne Können zusammengefaßt und aus einem alten verkommenen Kasten eine hübsche Kirche hergestellt. Vielleicht war es ursprünglich romanisch, hallartig, einschiffig, jetzt herrscht der Charakter des Gotischen vor.“ — Fährt man mit der Eisenbahn von Nennhausen