Heft 
(1973) 16
Seite
585
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nach Buschow, so kann man die Lieper Kirche in einiger Entfernung erkennen.

Wenden wir uns nun aber dem letzten Ziel unseres Exkurses durch das Ländchen Friesack, dem Dorf Wagenitz zu. Es ist von Liepe über Möthlow, Retzow, Selbelang und Pessin zu erreichen. In Wagenitz besuchte Fontane die Kirche und das Gutshaus. Letzteres ist abgetragen. Durch Fontanes Beschreibung erhalten wir einen recht guten Eindruck von seiner ehemaligen Beschaffenheit:Es steht vertikal, so daß man beim Einbiegen von der Dorfstraße erst die Giebelseite sieht, dann fährt man an der Front entlang, die auf ihrer Hälfte einen Vorbau hat, der zum Vorfahren dient, also ein kleiner als Auffahrtstorweg dienender Anbau. Ein Torweg von 2 Wagenlängen Tiefe, unter denen man vor­fährt, im Winter und Sommer Schutz gegen Hitze und Kälte. Man tritt dann in eine hübsche helle Halle mit Oberlicht, neben der links und rechts hin die Zimmer laufen. Oben ist dann das Theater. Daran reihen sich nun die Zimmer mit den Sammlungen: 1. Schmetterlinge. 2. Käfer. 3. Vögel. 4. Säugetiere. 5. Schlangen. 6. Mineralien und Steine. 7. Urnen und Ausgebuddeltes. 8. Petrefakten und Pflanzenabdrücke in Kalk und Schiefer.Im Einzelnen gewiß sehr viel Schönes enthaltend. Aber wer sucht das Gute heraus?

Mit Wagenitz wollte Fontane ursprünglich dasLändchen Friesack, nach der Behandlung der Burg Friesack, beginnen lassen. ,.l. mit Wage­nitz beginne ich und zwar mit dem Bilde in der dortigen Kirche, das einen alten Bredow mit 4 oder 5 Söhnen darstellt. 2. Ich schildere nun den alten (ich glaube der, dessen Vater von Soldaten im 30 jähr. Krieg ermordet wurde) und dann der Sohn des Alten, der Wagenitz erbt. 3. Die drei oder vier andern Söhne, die glaub ich, nach Klessen, Görne> Landin, Liepe, vielleicht auch Briesen kamen, begleite ich nun dorthin und beginne jedes neue Dorfkapitel: ,Wir kehren zu dem Familienbilde in der Kirche zu Wagenitz zurück. Der zweite Sohn (der 3. oder 4. etc.) erhielt das Gut und vermählte sich mit der und tat das und das.

Auf diese Weise hoffte Fontane die Arbeit zu bewältigen,so daß sich eine Zusammengehörigkeit ergibt, Einheit, Abrundung. Es bleibt dann nur noch Kriele, Zowe, Stechow, Nennhausen, von denen jedes seinen Mann steht und mit den Bredows nichts zu schaffen hat. Statt dessen: Lehrer Zowe, die Stechows, die Pastor Hülsens, Briest, Fouque, und wieder v. Rochow.

Aber es sollte bei diesem Plan bleiben. Fontane hatte die Absicht, das Ländchen Friesack als Werk entstehen zu lassen, eigentlich nie völlig aufgegeben, wenn auch nur vorübergehend zur Seite gerückt. J. Fürste­nau 40 stellte die Frage, ob es nur der Tod des Dichters war, der den Abschluß bzw. die Ausführung des Werkes verhindert hatte oder ob seine Kraft versagte, den spröden Stoff zu meistern.

Mit demLändchen Friesack wollte Fontane zeigen, wie es gemacht werden muß, um auf unser eingangs angeführtes Zitat zurückzukommen, was man alles aus einem scheinbar unbedeutenden Stoff herausholen kann. Mit demLändchen Friesack hegte Fontane einen Anspruch auf