Heft 
(1973) 17
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richs Verlagsnamen publiziert, darunter ein großer Teil mit Erstveröf­fentlichungen oder wichtigen Anfangserfolgen ihrer Laufbahn, u. a.:

C. Alberti, W. Arent, L. Andreas-Salome, H. Bahr, O. J. Bierbaum, K. Bleibtreu, W. Bölsche, M. G. Conrad, H. Conradi, M. Dauthendey, R. Dehmel, L. Fulda, M. Halbe, M. Harden, H. Hart, J. Hart, O. E. Hartleben, G. Hauptmann, H. Heiberg, K. Henckell, P. Hille, A. Holz, R. Huch, W. Kirchbach, M. Kretzer, D. v. Liliencron, Th, Mann, J. H. Mackay, A. Mombert, M. Nordau, O Panlzza, J. Ruederer, L. v. Sacher-Masoch, L. Scharf, J. Schlaf, A. Schnitzler, A. v. Suttner, H. Tovote, W. Walloth, J. Wassermann, F. Wedekind, B. Wille, E. v. Wolzogen.il

Eine einschneidende Wende in dieser so erfolgreichen Verlagsentwicklung leiteten 1888/89 zwei Ereignisse ein, von deren Folgen Friedrich sich nicht wieder erholte: die Ablehnung von HauptmannsVor Sonnenaufgang und der sog.Realistenprozeß. Hauptmann hatte nach dem bemerkens­werten Erfolg der in derGesellschaft abgedruckten NovelleBahn­wärter Thiel (1888) auch sein erstes Dramenmanuskript dem Verlag Friedrichs zum Druck angeboten, bevor es bei P. Ackermann erschien und den von Fontane so nachhaltig geförderten Publikumserfolg auf der Freien Bühne erlebte. Durch wen und warum diese Ablehnung er­folgte, ist bis heute ungeklärt. Fest scheint nur zu stehen, daß W. Fried­rich das Manuskript gar nicht zu Gesicht bekommen hat, während die beiden Herausgeber derGesellschaft, M. G. Conrad und C. Bleibtreu, sich später gegenseitig verantwortlich machten. Friedrich hatte damit nicht nur ein sensationell erfolgreiches Bühnenstück und den bedeutend­sten deutschen Naturalisten verloren, sondern auch den Anschluß an die künstlerisch entscheidende Spätphase der von ihm durchgesetzten Lite­ratur, denkonsequenten Naturalismus. Hauptmann wurde 1889/90 in wenigen Monaten die zentrale Persönlichkeit des Berliner literarischen Lebens, was zu erheblichen Verschiebungen in der bisherigen Gruppen­struktur derJüngstdeutschen führte. Der schon früher durch Presse­fehden und Beleidigungsprosse, aber auch theoretische Kontroversen be­lastete innere Zusammenhalt derBewegung, wie er bis dahin weit­gehend von derGesellschaft repräsentiert wurde, brach auseinander. Es kam zu der folgenreichen Polarisierung, die mit den Schlagwörtem desBerliner und desMünchener Naturalismus nur grob umschrie­ben ist. Friedrichs Arbeit und Einfluß blieb für die Folgezeit weitgehend auf dieMünchener Gruppe beschränkt, während mit derBerliner Gruppe der Aufstieg des S. Fischer Verlages begann.

Ähnlich belastend für die Verlagsentwicklung wirkte sich der zweite große deutsche Literaturprozeß des 19. Jahrhunderts aus, der wie beim Verbot desJungen Deutschland (1835, Gutzkow, Laube, Wienbarg, Mundt, Heine) zum kulturpolitischen Tribunal über eine gesamte, an­geblich staats- und gesellschaftsgefährdende Kunstrichtung wurde. Die tatsächlich juristischen Einwände gegen drei 1889 bei FYiedrich erschie­nene und denunzierte Romane von Alberti (Die Alten und die Jungen), Conradi (Adam Mensch) und Walloth (Der Dämon des Neides) waren letztlich so wenig gravierend, daß es gemessen an der aufwendigen Voruntersuchung durch den berüchtigten Oberstaatsanwalt Nagel im

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