Unternehmens noch einmal in den Verlagsbuchhandel zurück. Friedrich starb verarmt und vergessen am 9. 10. 1925 in Brenzone sul Garda.
Nach den vorliegenden Quellen setzt der Kontakt Fontanes zum „Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig“ im Januar 1881 ein, wobei nicht feststellbar ist, von welcher Seite die Initative ausging. Es hat als wahrscheinlich zu gelten, daß der Autor den ersten Anstoß gab. Fontane war zu jener Zeit noch kein erfolgreicher, „gesuchter“ Schriftsteller, aus der heutigen Perspektive wird das leicht übersehen. Er hatte zwar mit den „Gedichten“ und den „Wanderungen“ zweite und dritte Auflagen erzielt, sein erster Roman „Vor dem Sturm“, die ersten Novellen „Grete Minde“ und „L’Adultera“ sowie eine Reihe kleinerer Prosastücke, die später v. a. in „Spreeland“ und „Fünf Schlösser“ erschienen, lagen bereits vor. Aber ein durchschlagender Erfolg und die breite Anerkennung der zeitgenössischen Kritik waren Fontane noch versagt geblieben. Er hat das selbst äußerst bitter empfunden, das Briefwerk bezeugt noch über die schwierige Verlagssuche von „Stine“ hinaus immer wieder, wie stark er unter diesem ausgebliebenen Durchbruch gelitten hat. Dabei erweist sich die häufige und engagierte Behandlung von Auflagen und Honoraren lediglich als sekundärer Reflex eines tiefsitzenden, latenten Ungenügens — so sehr die quantitative Argumentationsneigung und nicht selten unsachliche Heftigkeit Fontanes bei der Beurteilung von Verlegern, erfolgreicheren Kollegen und dem Publikum zunächst befremden mag, selbst wenn man die Bedeutung solcher Fragen für einen freien Schriftsteller anerkennt, der von seinen Kritiker-Honoraren nicht leben konnte. Die Problematik liegt tiefer und soll mit einigen frühen Zitaten aus der Berichtszeit verdeutlicht werden, die zudem persönliche Verfassung und objektive Bedingungen des Schriftstellers Fontane in dieser Zeit erkennbar machen.
Zu der Kritik Karl Gutzkows an seinem Romandebüt „Vor dem Sturm“ bekannte der Autor gegenüber seinem Verleger:
„ .. . daß ich gegen Tadel, selbst gegen starken oder meinem Gefühl nach ungerechten Tadel gar nicht sehr empfindlich bin. Nur Nicht achtung kränkt mich tief. Wird dem Buche und seinem Verfasser die Existenzberechtigung zugesprochen, wird in der Hauptsache eine Kraft anerkannt, so genügt mir das völlig. Nur unter die Masse geworfen zu werden, von der zwölf aufs Dutzend gehn, ist mehr als meine Geduld aushält.“12
Mit Bezug auf „Männer und Helden“, die in Schwabs Anthologie „Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte“ durch einen unglücklichen Umstand unberücksichtigt geblieben waren, reflektierte Fontane über sein „Schicksal“ als Schriftsteller — ein bei Fontane überraschendes Wort, das er gern benutzte, wenn er auf seinen Erfolg zu sprechen kam:
„Dies Schicksal begleitet mich nun durch dreißig Jahre. Die Sachen von der Mar- litt, von Max Ring, von Brachvogel, die ich gar nicht als Schriftsteller gelten lasse, erleben nicht nur zahlreiche Auflagen, sondern werden wo möglich noch ins Vorder- und Hinterindische übersetzt; um mich kümmert sich keine Katze.“ 13
Es ist deutlich, daß das Erfolgsproblem bei Fontane primär keine Frage von Honorarhöhen und Verkaufszahlen ist, sondern v. a. ein psychologisches Problem künstlerischen Wertbewußtseins darstellt. Das hochemp-