findliche künstlerische Selbstverständnis trug schwer daran, daß Fachwelt und Publikum seinem Werk und seiner Person nicht mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung entgegenbrachten als den zahllosen Durchschnittsautoren seiner Zeit, im Gegenteil. Er hatte Grund, über seine geringe Reichweite und Wirkungsmöglichkeiten als Autor zu klagen, daß er „eigentlich gar keine Blätter zur Verfügung habe“ 14 ; selbst die „Vossische Zeitung“ als sein Hausorgan stand ihm nicht uneingeschränkt offen, wie etwa die Ablehnungen von „Vor dem Sturm“ und „Stine“ zeigten. Er litt unter der ihn sichtlich demütigenden Notwendigkeit, stets noch selbst den ersten Schritt für die Veröffentlichung neuer Arbeiten unternehmen zu müssen. Nach der Mitteilung, daß Hertz das Erscheinen von „Ellemklipp“ noch zu Weihnachten 1881 zugesagt habe, schrieb Fontane: „Er war zu meiner Freude gleich bereit.“ 15 Der Grund dieser Freude wird jedoch erst ganz verständlich, wenn man den aufschlußreichen Folgesatz hinzufügt, der in der Briefausgabe wohlweislich eliminiert wurde, jedoch in der Abschrift überliefert ist:
„Denn von .Gesucht werden' ist bei mir keine Rede, sodass immer noch erst ein Petitum gestellt werden muß.“16
Sogar bei seinem langjährigen Hauptverleger W. Hertz! Von dieser Situation hat man auch bei der Kontaktaufnahme Fontane—Friedrich auszugehen, die in dem Dichter das belastende Gefühl von Erfolglosigkeit, Mißachtung und Verkennung erzeugte und Isolations- und Resignationseffekte auslöste, welche die erste Krise Fontanes als freier Schriftsteller signalisieren. Als er bei der Überarbeitung von „L'Adultera“ nicht recht weiterkam, nahm er wieder
„die geliebten .Wanderungen' vor, die immer hellen und heilen müssen. ... Sie sind das Einzige, was mir Freude gemacht hat, und dafür werden sie gepufft und als inferior behandelt. [.. .] Ich trage mich ganz ernsthaft mit dem Gedanken, mich aus der Welt zurückzuziehen [. ..] Ach, ich habe die Menschen so satt, selbst die lieben, guten, wohlmeinenden.“17
In dieser Verfassung registrierte er die Annahme von „Ellemklipp“ durch “Westermann’s Monatshefte“ mit den Worten:
„Tch habe mich darüber gefreut, aber doch mäßig; denn ich sehne mich eigentlich nur nach Ruhe, Stille, Einsamkeit Dies Mitrennen in dem großen Ameisenhaufen macht mir keinen Spaß mehr. Ich sehne mich nach einem wirklichen Erfolg; kann ich den nicht haben, so langweilt mich das literarische Sechsdreierthum mehr als es mich erfreut.“
Ein solcher Erfolg bleibt auch in den folgenden Jahren aus, die vierte Novelle, „Schach von Wuthenow“, bringt wieder nur den „ewigen succes d’estime“ 19 , den zu beklagen, zu belächeln und zu ironisieren Fontane nicht aufhört, in dieser Zeit freilich noch ohne das später häufig gebrauchte Zitat „Es muß auch so gehen“. Wenige Briefpassagen seien noch wiedergegeben, um den zeitlichen Anschluß an die im Herbst 1882 intensiver werdende Korrespondenz mit Friedrich herzustellen. Während des „Schach“-Vorabdrucks in der „Vossischen Zeitung“ räsonnierte er bitter:
„Neugierig bin ich auf den Effekt oder N i c h t-Effekt, den meine Novelle gemacht haben wird. Ist sie mal wieder in den Brunnen gefallen, so ist es blos zum
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