Heft 
(1973) 17
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erklärbar wäre. Fontane empfand diese Ablehnung als Mißachtung, als Interesselosigkeit und mangelnde Bereitschaft seines Verlegers, von dem er mehr Vertrauen und Entgegenkommen erwartet hatte, v. a. wohl auch angesichts der letzten Nachauflagen derWanderungen, über die er sich vermutlich völlig falsche Gewinnvorstellungen machte. Er war empört und verbittert. Wie stark Fontane dieSchach-Ablehnung durch Hertz deren Gründe in den Honorarvorstellungen des Autors und seiner be­fristeten Rechtsübertragung und weniger in künstlerischen Vorbehalten des Verlegers zu suchen sind damals personalisiert hat, dokumentiert sein Brief vom 2. 11. 1882 an Eduard Engel, der zu den heftigsten priva­ten Äußerungen des Dichters zählt. Es ist dabei bezeichnend, daß Hertz flaues Benehmen gegen mich zum Anlaß werden kann, sich neue ver­legerischerechte Hände zu suchen,Hände eines Gentleman [...], die nicht jedes Fünfmarkstück wie ein Staatsvermögen ansehen, und [...] die mich kajolieren. Er wandte sich an den inzwischen zu seinem nähe­ren Bekanntenkreis zählendenMagazin-Herausgeber, der sich schrift­lich bei Friedrich für Fontane verwandte und ein promptes Verlags­angebot aus Leipzig erwirkte. Der Brief an Engel macht deutlich, wie endgültig der Bruch mit Hertz zu sein schien 43 und welche hohen Erwar­tungen Fontane an die mögliche Verlagsverbindung mit Friedrich, dem schnell erfolgreichen Verleger unkonventionellen Zuschnitts, stellte; sein apologetischer Grundton legt aber auch die Vermutung nahe, daß Fon­tane die Kontroverse mit Hertz gar nicht so ungelegen kam, um seine schriftstellerische Basis zu erweitern:

Ich kann jedenfalls von dieser Forderung [Rückfall des Verlagsrechts nach 5 Jah­ren an Autor] nicht abgehen, da mir daran liegen muß, das, was ich ge­leistet, mal zusammenzufassen. Ich glaubte, diesen Platz bei Hertz gefunden zu haben, und mit Kummer hab ich mich von ihm losgerissen. Ich weiß, welche Vorzüge sein Verlag hat, und vieles darin berührte mich symphatisch. Es ging aber nicht mehr. Ich bin aufs äußerste verbittert. [. .] Auf den Quatsch, daß ein Buchhändler nicht zaubern könne, geh ich nicht ein [. . .] was eine an­ständige Firma zahlen kann, kann auch die andere zahlen. Und so liegt es mit vielen anderen Punkten noch. [.. .] ich ziehe mich von Hertz zurück und würde mich freuen, wenn ich, nach Abbruch der Zelte hier, mein Lager überhaupt wo­anders aufschlagen könnte. [. _ .] Ich stehe nicht bloß als Novellist und Roman­cier, ich steh auch als ,Märker' [. . .] zur Verfügung, und wenn Wilhelm Friedrich ein Vertrauen zu mir fassen, einen Glauben an mich gewinnen könnte, so wäre mir geholfen, und ihm vielleicht nicht zum Schaden.ii

Die Voraussetzungen einer dauerhaften Verbindung zwischen Fontane und Friedrich sind danach also ideal zu nennen, da auch Friedrichs schnelle Reaktion auf ein großes Interesse des Verlegers schließen läßt, den in seiner Zeitschriftentdeckten neuen deutschen Erzähler ersten Ranges zu einem festen Autor seines Verlages zu machen.

Ob es für die Buchausgabe zu weiteren Angeboten an oder von anderen Verlagen als W. Friedrich kam, läßt sich aus den vorliegenden Quellen ebensowenig entnehmen wie der genaue Beginn konkreter Verhandlun­gen mit letzterem. Das Tagebuch, das für die Zeit vom 5. 6. bis 3. 11. 1882 lediglich einen zusammenfassenden Vermerk enthält, liefert keine An-

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