Heft 
(1973) 17
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haltspunkte. Erst am 4. 11 beginnen wieder tägliche Eintragungen, unter diesem Datum vermerkte Fontane:

Empfang eines Briefes vom Buchhändler Wilhelm Friedrich, der meinen .Schach von Wuthenow 4 in Verlag nimmt und ihn noch zu Weihnachten erscheinen lassen wird.

Dies ist die erste Erwähnung des Verlegers seit April des Jahres. Die Schach-Korrespondenz muß jedoch früher eingesetzt haben, da Fontane am 2. 11. bereits zu einem Vertragsentwurf Stellung nahm [3] und Engel für die Vermittlung dankte, dieein sehr angenehmes Anerbieten zur Folge gehabt habe. 43 Friedrich hatte zunächst ein einmaliges Pauschal­honorar von 1000 Mark und Erscheinen noch vor Weihnachten angeboten, womit sich Fontane sofort einverstanden erklärte, alle übrigen Kondi­tionen jedoch offengehalten, um ein möglichst flexibles Vertragsverhältnis herzustellen, wie es Friedrich bei neuen Autoren stets durchzusetzen versuchte. Fontane aber war in solchen Fragen kein Anfänger mehr und seine Grundeinstellung gegenüber Verlegern viel zu negativ, als daß er sich darauf eingelassen hätte. Gemäß den Erfahrungen mit Wilhelm Hertz wollte er sich nicht wiederverkaufen und mit einmaligen Honoraren jeglicher weiteren Rechte an seinem Werk benehmen:Ich habe zu sehr darunter gelitten, mich in vergangenen Jahrzehnten aus der Hand gege­ben zu haben. [3] So kritisierte er den Vertragsentwurf Friedrich als etwas zu lapidar und bittet um Präzisierung durch folgende Kondi­tionen: 1. Festlegung der ersten Druckauflage, 2. ihre Ausgabe als 1. und

2. Auflage sowie eine Bestimmung über eine tatsächliche zweite Auflage,

3. Rückfall der Buchrechte an Autor nach 5 Jahren. Während man sich sofort auf 1500 Exemplare, deklassiert als zwei Auflagen ä 750 Stück, einigen konnte und die Regelung der Zweitauflage einverständlich einer späteren Abmachung vorbehielt, kollidierten beim letzten Punkt Autor­und Verlegerinteressen. Für Fontane war dieses rückfallendeVerfü­gungsrecht über seine Novelle offensichtlich eine conditio sine qua non, die aus seinen Erfahrungen und seiner Krisenverfassung jener Zeit er­klärt werden kann. Der Dreiundsechzigjährige wollte sich einerseits aus der Bindung an einen Verlag lösen und verlegerische Alternativen zu Hertz gewinnen. Andererseits sollte diese Erweiterung seines publizi­stischen Spielraums aber nicht dazu führen, daß seine neuen Arbeiten für immer in die Hände verschiedener Verlagshäuser gerieten. Noch ohne durchschlagenden Erfolg, dachte Fontane bereits an Zusammenfassung seines schriftstellerischen Lebenswerkes, an eine Gesamtausgabe, für die er steh seine Entscheidungsfreiheit Vorbehalten wollte. Die überragende Rolle dieser Frage für Fontane hat der zitierte Brief an Engel gezeigt (Ich glaubte, diesen Platz bei Hertz gefunden zu haben), und es ist wahrscheinlich, daß sie nicht nur letztlich den Bruch mit Hertz ausgelöst hat, sondern an ihr bereits der geplante Buchverlag derLAdultera" durch Hertz gescheitert war. So betonte Fontane auch, daß Schottländer diese Forderung erfüllt hätte, und um sie für Friedrich leichter annehm­bar zu machen, fügte er diplomatisch hinzu [3]:

[. . .] daQ es mir sehr erwünscht sein würde, nach Ablauf solcher 5Jährigen Frist darüber hinwegsehen und in der Verbindung mit einer hochachtbaren und zu-