— ein Konflikt, welcher der Einseitigkeit des Fontane-Verständnisses bis in die Forschung hinein Vorschub geleistet hat und der gerade an „Schach von Wuthenow“, als dem zentralen Werk innerhalb Fontanes ästhetischem Umbruch, besonders greifbar wird. Er argumentierte zu dieser dreifachen Belieferung der Zeitungen entschuldigend [12]:
„Dies ließ sich nicht umgehn, beide muss ich cajolieren, denn beide (obwohl politisch ganz entgegengesetzt) umfassen mein allereigentlichstes Publikum, die Kreuzzeitungs-Leute halten wegen meiner Kriegsbücher, märkischen Wanderungen etc. grosse Stücke von mir, die Leser der Vossin wegen meiner Theater-Berichterstattung und sonstiger mannigfach geübter Kritik.* 4
Ähnlich wurde das Interesse am Erscheinungstermin noch vor Weihnachten begründet [5]:
„Mir mit ,Erfolgen“ zu schmeicheln, hab ich längst verlernt; aber andererseits weiß ich doch auch, daß ich ein kleines Publikum habe, das fest zu mir hält und nun seit Jahren daran gewöhnt ist, in der Woche vor Weihnachten drei oder vier Mark an seinen .vaterländischen Schriftsteller“ zu setzen.“
Die andere Seite dieses Rezeptionsproblems — eine Variante des „Ver- spätungs“-Problems —, das den „modernen“ Erzähler europäischen Formats an ein konventionelles, regional fixiertes Publikum band, artikulierte Fontane in einem späteren Brief an Friedrich mit ungehaltenem Nachdruck [16]:
„Die gesamte deutsche Presse verfolgt, mir wie andern gegenüber, beständig den Zweck, einen bestimmten Schriftsteller an eine bestimmte Stelle festnageln zu wollen [.. .] Mein Metier besteht darin, bis in alle Ewigkeit hinein .märkische Wanderungen“ zu schreiben. Alles Andre wird nur mit in Kauf genommen.“
Sieht man von der durch die Forschung schon mehrfach aufgenommenen Titelfrage ab [5—6], so leistet die erhaltene „Schach“-Korrespondenz Fontanes mit Friedrich nicht den geringsten Beitrag zu inhaltlichen und formalen Fragen der Novelle, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß Friedrich das Werk durch den Vorabdruck in der „Vossischen Zeitung“ bereite genau bekannt war. So traten Vertragsfragen, Technisches, Absatz- und Verteilungsprobleme in den Vordergrund. 50 Für die guten Dienste Eduard Engels bei der Vermittlung der Buchausgabe an Friedrich revanchierte sich Fontane umgehend mit einer Besprechung von Engels Anfang Oktober 1382 erschienenen „Geschichte der französischen Litteratur“ , 51 die als erster Band eine lObändige „Geschichte der Weltlitteratur in Einzeldarstellungen“ (1882—1889) einleitete, eine der umfangreichsten, verdienstvollsten und erfolgreichsten verlegerischen Leistungen Friedrichs. Engel wiederum antwortete noch vor Weihnachten mit einer „Schach“-Kritik im „Magazin“, 52 in welcher bei allem Bedauern darüber, daß Fontane nach „L’Adultera“ keinen zweiten aktuellen Berliner, sondern einen historischen Roman vorlegt, weitere Charakteristika des späten Fontane erkannt wurden: die Kunst des Dialogs und die durch „dichterische Echtheit“ ästhetisch sublimierte „historische Treue“. 53 Wie tief Engels Verständnis von der Bedeutung Fontanes für die deutsche Literatur damals schon ging, zeigt die folgende Passage aus dieser Kritik:
„Theodor Fontane hat nicht gewartet, bis der Realismus uns durch die Franzosen als eine recht einträgliche Modesache vermittelt wurde. Seine sämtlichen Schriften