regelmäßigen Korrespondenz zwischen Fontane und Friedrich nicht mehr ausgehen können, dafür fehlt es nach dem vorliegenden Quellenmaterial an substantiellen Anlässen. Der Kontakt wurde von beiden Seiten aufrecht erhalten, ein gegenseitiges Interesse gewahrt, ohne daß es zu einer Vertiefung oder Konkretisierung der Beziehung kam. Auch die Rezensionswünsche, die der Verleger den zahlreichen Neuerscheinungssendungen an Fontane oft beifügte, hat dieser — wie gegenüber so vielen anderen — in der Regel abgelehnt [19, 21—23, 25, 28]. Neben den immer wiederkehrenden Begründungen wie Arbeitsüberlastung, Alter, andere Verpflichtungen (etwa für die „Vossische Zeitung“) enthalten zwei Briefe bemerkenswerte Selbstzeugnisse Fontanes für die subjektive Grundlage seines kritischen Verfahrens. Die Druckfassung des Briefes an Friedrich vom 26. 4. 1884, in dem Fontane die Rezensionswünsche für Hermann Heibergs „Die goldene Schlange“ 20 ablehnte, wurde um einen wichtigen und heftigen Passus gekürzt, der in der Abschrift jedoch erhalten ist [21]. Die Zeit für eine ausgewogene Kritik, wenigstens 14 Tage, könnte er nicht aufwenden, heißt es:
„Nicht können und auch nicht wollen. Denn wer setzt vierzehn Tage an mich? Seit zwanzig Jahren muß ich mir das Gequatsch beliebiger Penny-a-liner’s in den Zeitungen gefallen lassen, die zehn Zeilen über mich zum besten geben, Zeilen deren Lob noch viel wertloser ist als ihr Tadel, während ich allem möglichen jungen Volk die Stiefel putze, damit sie sich blank und propre in der literar. Welt herumzieren können. Mit 64 Jahren hab ich’s nun endlich satt. Und so wollen Sie mich gütigst entschuldigen.**60
Die Personalisierung der kritischen Urteilsbereitschaft, die zunächst „privat“ motivierte kritische Enstellung formulierte Fontane weniger gereizt bei der Ablehnung einer Besprechung von Band 3 (C. M. Sauer, „Geschichte der italienischen Litteratur“, 1883) und Band 5 (F. Hirsch, „Geschichte der deutschen Litteratur“ 1., 1883) der genannten „Geschichte der Weltlitteratur in Einzeldarstellungen“ [19]:
„r. . ] nur wo freundschaftlich persönliche Beziehungen vorliegen, kann ich mich zu Buch-Kritik verstehen.“
Unter diesem Gesichtspunkt läßt sich die weitere Mitarbeit Fontanes beim „Magazin“ nur als Gelegenheits- oder Gefälligkeitsarbeit deuten. Mit Ausnahme des bekannten Alexis-Aufsatzes, 61 den Engel anläßlich einer neuen Gesamtausgabe der Romane des Fontane-Vorbildes angeregt hatte und der den umfangreichsten und profiliertesten „Magazin“-Beitrag Fontanes überhaupt darstellt, läßt sich weder für die Kritik von Emmy v. Dincklages „Die Amsivarier“ 62 noch für die Besprechung der von Paul Lindau 1885 edierten „Briefe aus dem Osten und Westen der Vereinigten Staaten“ 63 eine besondere Affinität Fontanes zu diesen literarhistorisch belanglosen Gegenständen seiner Kritik feststellen. Der naheliegende Schluß eines inzwischen eingetretenen deutlichen Interesseverlustes oder einer nachhaltigen Störung der anfangs so günstigen Kooperationsbedingungen zwischen Fontane, Engel und Friedrich kann aus den erhaltenen Briefen allein nicht abgeleitet werden. Fontane bedauerte immer wieder und glaubhaft seine negativen Reaktionen auf Angebote und Aufforderungen des Verlegers, denn: „Es würde durchaus meinen Wünschen ent-
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