Heft 
(1973) 17
Seite
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Autor notwendig eine Distanzierung auslösen. Auch wenn er sich nicht persönlich von ihnen betroffen gefühlt hätte, signalisierten sie doch eine neue Tendenz von Zeitschrift und Verlag, auf die eingangs bereits hingewiesen wurde und die mit der Übernahme derMagazin-Redak­tion durch denRevolutionär Karl Bleibtreu im April 1886 abgeschlos­sen war: eine seit 1884 fortschreitende naturalistische Vereinseitigung und Radikalisierung, von der Fontane durch seine gute Verbindung zu E. Engel schon früh Kenntnis gehabt haben muß, und zwar in einer für Friedrichs Wertschätzung bei Fontane höchst ungünstigen Weise.

Engel hatte zu Beginn 1884 die Herausgeberschaft desMagazins nie- dergelegt, 67 nach seinen Memoiren wegen unerlaubten und heimlichen Nachdrucks derGeschichte der englischen Litteratur sowie derGe­schichte der französischen Litteratur durch Friedrich um je 500 Exem­plare. 68 Das Gericht verurteilte Friedrich zwar nur zu einer Buße, aber Engel entzog ihm jegliche Verlagsrechte an seinen Werken und brach alle Beziehungen zu Friedrich ab. Die Konsequenzen dieser Affäre auch für Fontanes Verhältnis sind unschwer vorstellbar, wenn man berück­sichtigt, daß Fontane Beziehungen zumMagazin und seinemSchach - Verleger weitgehend von der persönlichen Bekanntschaft mit Engel ge­prägt waren.

Es ist nicht daran zu zweifeln, daß hier eine erste wichtige, subjektive Ursache dafür vorliegt, daß die Verlagsbeziehungen Fontane-Friedrich 1884'85 allmählich zum Erliegen kamen, obwohl der Dichter keinen un­mittelbaren Anlaß hatte, über Friedrich Klage zu führen oder die Bezie­hungen sofort aufzukündigen. Noch 45 Jahre später nennt Engel seinen einstigen Verleger einengefährlichen Schädling für die Schriftsteller seines Verlages, 69 ein Verdikt, das den 1882 noch mit großen Erwartun­gen begrüßten Wilhelm Friedrich in die schlechten Erfahrungen Fontanes mit Verlegern wie Schottlaender, Hallberger und z. T. auch Hertz ein­ordnet und nicht ohne Wirkung bleiben konnte, auch wenn Fontane von der bisherigen Zusammenarbeit mit Friedrichnur die freundlichsten und angenehmsten Eindrücke empfangen hatte. Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, daß W. Friedrich nach diesem Prozeß mit Engel für Fon­tane als Verleger grundsätzlich nicht mehr in Frage kam.

Dem entspricht, daß der Dichter soweit erkennbar seinemSchach- Verleger kein einziges späteres Werk mehr angeboten hat, obwohl er nach den mäßigen Erfolgen vonGraf Petöfy,Scherenberg undUn­term Birnbaum an verlegerischen Alternativen durchaus interessiert sein mußte. Und in dieses Bild passen auch Fontanes 1884 aufgenommene, neue Verlagsverbindungen zu Adolf Kröner, die vor dem Hintergrund der Nachdrucksklage gegen Friedrich eine besondere Bedeutung für diesen Zusammenhang gewinnen. Wie seinerzeit bei Friedrich wurde auch diese Neuorientierung des noch wenig erfolgreichen Erzählers mög­licherweise von Engel vermittelt, dem um die Jahreswende 1883/84 in Paris die umstrittenen Heine-Memoiren für eine Publikation in Deutsch­land angeboten worden waren, ursprünglich mit Sicherheit in seiner Eigenschaft als Herausgeber desMagazins. Nach dem Bruch mit Fried-