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Berlin 4. Dezemb. 82. Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Besten Dank für Ihre gefl. Zuschrift vom 2. d. M. Leider hab ich nichts derart! Es war mir interessant zu hören, dass Max Ring jetzt etwas Berlinisches schreibt. Die Niedersachsen haben ein Sprichwort: „wenn man dem Glücksrade nur beharrlich nachläuft, fällt einem schliesslich wenigstens eine Speiche zu.“ M. Ring ist solche Speiche. Faute de mieux kann man ihn sich gefallen lassen. Er deckt gerade das Bedürfnis, und mehr ist heutzutage nicht nötig.
Ich habe wegen des „Schach“ noch ein Wort vergessen, und dies nachzuholen, des halb schreib ich. Existieren gebundene Exemplare? und wenn sie existieren, sind einige davon versandt worden? Ich nehme vorläufig an, sie existieren nicht, und knüpfe daran die Frage bez. den Vorschlag, ob Sie nicht etwa 100 Exemplare so rasch wie möglich binden lassen und an Gsellius, Weber und Spaeth (letztre Handlung, Königstr. 52, wird mir als gsellius-ebenbürtig gerühmt) je nach Verlangen schicken wollen? Pardon, wenn ich mich in solche Dinge, die mich nichts angehn und in Betreff deren ich wenig weiss, einmische; Sie werden aber keine Zudringlichkeit darin erkennen und mir glauben, dass ich nicht blos mir und dem Buche, sondern auch Ihnen von Nutzen zu sein wünsche. Meine Geschäftskenntnis ist null, aber meine Berliner Lokal kenntnis ist nicht null, und aus dieser Lokalkenntnis heraus glaub ich ganz äusserlich, ohne jedes faChmässige Eingeweihtsein zu wissen, dass allweihnachtlich (wie ich Ihnen glaub ich vor 3 Wochen schon schrieb) eine bestimmte Zahl von Menschen bei Gsellius, und vielleicht auch bei Spaeth (aber da weiss ich es nicht) vorspricht, die mit Vergnügen, ja mit einer Art Erwartung davor, ein Buch von mir zu kaufen wünscht. Mein Publikum ist nicht gross, aber das, das ich überhaupt habe, hält in grosser Treue zu mir. Diese Getreuen zahlen aber gern 1 Mark mehr für ein gebundenes Exemplar, da ein u n gebundenes eigentlich gar kein Weihnachtsgeschenk ist, oder doch nur ein halbes. Dies wollt’ ich Ihnen gern geschrieben haben. Unerlässlich aber, wenn Sie darauf eingehn, erscheint mir eine vorgängige Anfrage bei den betr. Firmen, sonst sitzen Sie vielleicht mit 100 gebundenen Exemplaren da, und kein Mensch will sie haben.
In vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane.
[Fontane-Archiv: Da 1098, ungedruckt.]
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Berlin 19. Januar 83. Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Als ich vor drei, vier Tagen schrieb, verfolgte ich nur den Zweck, erstens überhaupt ein Lebenszeichen und zweitens Ausweis über den Verbleib bez. die Wirkung der Rezensions-Exemplare zu geben. Ich danke bestens für Ihre freundlichen Zeilen, bitte jedoch — wenn Sie nicht etwas besonders Schönes von Kritiken haben, was ich übrigens stark bezweifle — von jedem Austausch dieser Nichtigkeiten Abstand nehmen zu wollen. Entweder sind es nur Notizen oder längere Redensarten, die in ihrem Lob wie Tadel gleichmässig blechern auftreten. Das Lob in der Regel noch dümmer als der Tadel. Die gesammte deutsche Presse verfolgt mir wie andern gegenüber, beständig den Zweck, einen bestimmten Schriftsteller an eine bestimmte Stelle festnageln zu wollen. Es ist das das Bequemste. Mein Metier besteht darin, bis in alle Ewigkeit hinein, „märkische Wanderungen“ zu schreiben. Alles andre wird nur gnädig mit in den Kauf genommen. Auch bei Schach tritt das wieder hervor, und so lobt man die Kapitel: Sala Tarone, Tem-
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