Heft 
(1973) 17
Seite
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pelhof und Wuthenow. In Wahrheit liegt es so: von Sala Taröne hab ich als Tertianer nie mehr als das Schild über dem Laden gesehn. In der Tempelhofer Kirche bin ich nie gewesen und Schloss Wuthenow existiert überhaupt nicht, hat überhaupt nie existiert. Das hindert aber die Leute nicht zu versichern:ich hätte ein besondres Talent für das Gegenständliche, während doch alles, bis auf den letzten Strohhalm, von mir erfunden ist, nur gerade das nicht, was die Welt als Erfindung nimmt: die Geschichte selbst.

Wie immer Ihr Th. Fontane [Fontane-Archiv: Da 464, Briefe an die Freunde 2, S. 83/84; Briefe an die Freunde 2, S. 93/94; P.-P. Sagave, a. a. O., S. 179/80.]

[17]

Hochgeehrter Herr.

Berlin 10. Mai 83. Potsd. Str. 134. c.

Empfangen Sie meinen besten Dank für die Zusendung von 500 Mark, die gestern und heut hier eintrafen. Zugleich lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit den Wunsch aussprechen, dass die Resultate hinsichtlich Schachs nicht allzusehr hinter Ihren Erwartungen zurückgeblieben sein mögen.

In vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane.

[Fontane-Archiv: Da 1101, ungedruckt.]

[18]

Hochgeehrter Herr.

Berlin 13. Juli 83. Potsd. Str. 134. c.

Empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre geehrte Zuschrift vom gestrigen Tage.

Schon seit dem 30. v. M. bin ich wieder aus dem Harz, in dem ich, nach des Winters qualvoller Länge, regelmässig eine Sommer vor kur durchzumachen pflege, nach hier zurückgekehrt und stehe jetzt auf dem Sprunge nach Norderney. Dass man sich in seinem vermögungslosen Zustand und bei dem Jammerertrage seiner Feder einen solchen Luxus immer noch gönnen kann, ist eigentlich ein Mirakel. Und das führt mich zu dem Ausdruck meines lebhaftesten Bedau­erns über den abermaligen Misserfolg meiner Anstrengungen, den ich nun, durch Ihre Zahlenangaben, schwarz auf weiss habe. Wer von uns Beiden der Beklagens­werthere dabei ist, ist schwer zu sagen. Ich möchte aber leider beinah sagen dürfen, ich. Sie sind jung und was Ihnen A. heute nicht leistet, leistet Ihnen B. morgen; aber am Ende eines Lebens auf eine 40jährige vergebliche Zappelei zurückzublicken, ist ein schlechtes Vergnügen. Tausendmal hab* ich mir gelobt, gleichgültig dagegen zu sein (au fond 1 s t es gleichgültig) aber wenn einen dann die Zahl 510 anstarrt, 510 auf 60 Millionen Deutsche, die über die Welt hin wohnen, so kriegt man ein Zittern und das Herz sinkt einem, um nicht einen drastischeren Ausdruck zu wählen.

Wenn Ihr Weg, hochgeehrter Herr, Sie nach Thale führt, empfehl* ich Ihnen Hotel Hubertusbad, es ist schattiger und ruhiger als das im Uebrigen auch sehr gut6 Hotel Zehnpfund. Ich beklage um solche Reisebegegnung mit Ihnen gekommen zu sein, von der man in der Regel mehr hat (oft auch selbst geschäftlich im unbefangenen Durchsprechen und Anbahnen von allerhand Fragen und Unter­nehmungen) als von officiell geschäftlichen Begegnungen, wo jeder auf dem Qui vive ist. Ihnen frohe Reisetage wünschend, in vorzüglicher Ergebenheit

Th. Fontane

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